Erst im letzten September war Stefan Lichtensteiger als designierter Geschäftsführer des Zusammenschlusses der St Galler Spitäler, Health Ostschweiz, vorgestellt worden. Er sollte im Januar 2025 starten. Dazu kommt es nun nicht.
Letzte Woche teilte der Verwaltungsrat der Spitalverbunde in einem Communiqué mit, dass die Zusammenarbeit mit dem künftigen CEO ab sofort beendet sei. Als Grund werden «unterschiedliche Managementauffassungen» genannt.
Die Frage nach den Gründen der abrupten Trennung treibt seither die Politik um. Die Grünen schrieben in einer Mitteilung von einer «Führungskrise bei den St. Galler Spitalverbunden». Das Spitalpersonal und die Bevölkerung hätten ein Anrecht darauf, zu erfahren, wo die Probleme liegen.
«Höchst irritierend» ist aus Sicht der Grünen der «verharmlosende Kommentar» des zuständigen Regierungsrats Bruno Damann (Mitte), der erklärt habe, die Regierung halte sich in «operativen Fragen zurück».
Aus den Reihen von SP und Mitte-EVP wurden zwei Vorstösse eingereicht, in denen die Regierung nach den Gründen für die Freistellung des CEO sowie nach den Konsequenzen gefragt wird. «Ist ein Wechsel im Verwaltungsrat ein möglicher Lösungsansatz?», lautet eine der Fragen.
Nicht mit Vorstössen aufhalten wollte sich bei diesem Thema die SVP. Die Fraktion verlangte in einem Communiqué «sofortige Transparenz über die Umstände, die zur Freistellung führten». Erwartet werde eine «zeitnahe Orientierung der Fraktionen». Dazu wurde eine Einladung an den Verwaltungsratspräsidenten der Spitalverbunde, Stefan Kuhn, versandt.
Offenbar mit Erfolg. Die Einladung sei angenommen worden, bestätigte SVP-Fraktionschef Sascha Schmid am Montagmorgen gegenüber dem Regionaljournal Ostschweiz von SRF. Das Treffen werde diese Woche stattfinden, dabei seien auch andere Fraktionschefs. Thema werde auch die finanzielle Situation der Spitäler sein.
Bereits Ende letzte Woche hatten sich ehemalige Chefärztinnen und Chefärzte des Kantonsspitals mit einem offenen Brief beim St. Galler Tagblatt gemeldet. Darin zeigten sie sich besorgt über die aktuellen Entwicklungen und kritisierten den Verwaltungsrat.
Am Montag reagierte der Verband schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen (VSAO) auf den Entscheid. Die Anforderungen an Stefan Lichtensteiger seien in den vergangenen Jahren enorm gewesen. Dennoch habe er sich stets für einen kontinuierlichen Austausch und Dialog mit den Sozialpartnern engagiert.
Für den Verwaltungsrat scheine hingegen die schwarze Null Priorität zu haben, «und zwar nicht innert fünf Jahren, sondern so rasch als möglich», heisst es im Communiqué. Dass infolgedessen «zahlreiche Kollateralschäden entstehen», deren Behebung im schlechtesten Falle Jahrzehnte benötigten, werde willentlich in Kauf genommen. Die Führungsmängel im Verwaltungsrat würden nun offensichtlich.