Er hinterliess tonnenweise Abfall und einen stinkwütenden Vermieter in Stein SG
Messie-Mieter ist spurlos verschwunden

Der Toggenburger Koni Bürge vermietete vor Jahrzehnten sein Bauernhaus in Stein SG. Nach Jahren der Probleme musste die Polizei den Mieter aus dem Haus entfernen. Zum Vorschein kam ein Chaos – und Bürge bleibt auf den Kosten sitzen.
Publiziert: 28.11.2022 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2022 um 10:51 Uhr
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Koni Bürge (73) ist stinksauer.
Foto: zVg
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Sandro ZulianReporter News

Es sind Bilder, die einem den Atem stocken lassen. Bei der Räumung von Koni Bürges (73) Bauernhaus in Stein SG bieten sich ekelerregende Szenen. Tonnenweise Abfall, darunter verschimmelte Lebensmittel, 40 Jahre altes Eingemachtes, Altmetall, Töpfe und Pfannen, über 400 Flaschen verdorbener Wein und vieles mehr wurden in Bürges Haus eingelagert. Das Grundstück ist verwildert, die Holzwände haben bereits angefangen zu schimmeln. Der Mieter ist spurlos verschwunden.

Bürge vermietete ab 2002 sein Bauernhaus an den ehemaligen Gastronomen Peter S.* (83) aus Konstanz (D). «Anfangs wirkte er sehr nett und zuvorkommend», erinnert sich Bürge. S. sei zu Beginn ein angenehmer Mieter gewesen. «Er hatte immer einen Bibelspruch auf den Lippen.»

Mittels Polizeieinsatz aus dem Haus befördert

Doch es zeigte sich, dass S. für das malerische Bauernhaus alles andere als fromme Absichten hegte. «Ich bat ihn mehrmals darum, die Bäume rund um die Liegenschaft zurückzustutzen, weil es langsam anfing, zu verwildern.» S. kommt der Bitte nicht nach, obwohl er die meisten der wuchernden Pflanzen selbst gesät hatte. «Er war immer so freundlich und versicherte mir, die Sache in den Griff zu kriegen.»

Die Probleme wurden aber immer gravierender, bis Bürge sich entschied, dem fehlbaren Mieter zu kündigen. Als dieser sich weigerte, erwirkte Bürge per Gerichtsbeschluss den Rauswurf. «Die Polizei musste sogar mit einer Sondereinheit kommen, weil er nicht freiwillig gehen wollte», sagt Bürge. Auf Anfrage von Blick bestätigt die Kantonspolizei St. Gallen die Hausräumung Ende Oktober 2019. «Der Mieter verliess das Haus friedlich», sagt Mediensprecher Hanspeter Krüsi. «Für uns war die Sache damit erledigt.»

34 Tonnen Abfall – 770 Stunden Arbeit – 15'000 Franken Kosten

Doch für Koni Bürge begann ab diesem Zeitpunkt erst sein persönliches Martyrium. Als er sich vergewissern wollte, ob S. sein Mietobjekt auch – wie vertraglich geregelt – besenrein übergeben hatte, traf ihn fast der Schlag: Das Haus war von unten bis oben vollgestopft. S. hinterliess seinen gesamten Hausrat. Abfall inklusive. Bürge stand wörtlich vor einem Scherbenhaufen. «Wenn ich nicht so liebe Freunde hätte, dann wäre ich nie fertig geworden.»

Denn sein ehemaliger Mieter hinterliess ihm eine Müllhalde beispiellosen Ausmasses. Die Aufräumarbeiten dauerten fast ein Jahr. Insgesamt entsorgten Bürge und seine Helfer 34 Tonnen Abfall. Manchmal musste mit Schutzkleidung gearbeitet werden, der Gestank war bestialisch. Die Truppe investierte laut Bürge 770 Arbeitsstunden und fuhr mehrmals mit gemieteten Transportern zwischen Bauernhaus und Entsorgungsstelle hin und her. Insgesamt hat Bürge für Reinigung und Entsorgung gut 15'000 Franken ausgegeben.

Wer und wo ist Peter S.?

Bürge liess das nicht auf sich sitzen. Er wandte sich an die Polizei und wollte seinen Ex-Mieter ausfindig machen lassen. Helfen konnte man ihm jedoch nicht. Auch auf der Gemeinde Nesslau, zu der Stein SG gehört, verwarf man nur die Hände. S. habe sich nach unbekannt abgemeldet. Bürge versuchte alles, suchte sogar die Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter (UBA) auf. Dort hiess es lapidar: «Wir verstehen Ihren Unmut vollkommen, aber wie Sie selbst ernüchtert feststellen müssen, ist es so, dass eine Person Schaden anrichten und sich dann einfach ‹davonschleichen› kann.» Auch in S. Heimatgemeinde in Deutschland weiss man nichts über den Auswanderer.

Doch wer ist dieser ominöse Mieter Peter S.? Der heute 83-Jährige ist in der Region kein Unbekannter. Bereits 2014 berichtete Blick unter dem Titel «Der Sex-Frömmler vom Toggenburg» über ihn. «Bruder Lazarus» nannte man den missionierenden religiösen Fanatiker damals in und um Stein. Und damit nicht genug. 2008 stand er vor Gericht. Der Vorwurf: Missbrauch seiner damals 14-jährigen Stieftochter. 2010 bestätigte das Bundesgericht das Urteil von 20 Monaten Gefängnis bedingt. Seit 2019 fehlt von S. jede Spur. «Er hat mir mal gesagt, dass er gerne ins Kloster gehen würde», sagt Bürge. Trotz all des bösen Bluts fordert er von seinem Mieter nur eines: sein Geld zurück.

*Name geändert

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