«Man fährt dorthin und man hat 1000 Dinge im Kopf»
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Ihr Sohn hatte schweren Unfall:«Man fährt dorthin und man hat 1000 Dinge im Kopf»

Der Sohn von Sandra Häseli (41) hatte schweren Töffli-Unfall
«Vergeben kann man, vergessen nicht»

Nach dem Töffli-Unfall vom Wochenende, bei dem ein 15-jähriger Bub sein Leben verlor, ist die Betroffenheit gross. Sandra Häseli (41) erlebte vor wenigen Monaten Ähnliches. Ihr Sohn stiess mit einem Auto zusammen – er überlebte mit schweren Beinverletzungen.
Publiziert: 14.11.2023 um 01:03 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2023 um 07:28 Uhr
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Auf diesem Töffli war der 15-Jährige am Samstagabend unterwegs.
Foto: Kantonspolizei St. Gallen
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Sandro ZulianReporter News

Am Wochenende kam es in Unterrindal SG zu einem tödlichen Unfall. Ein Autofahrer überholte in der Nähe von Lütisburg SG auf einer Geraden mehrere Autos, als ihm ein Töffli entgegenkam. Der Lenker, ein 15-jähriger junger Mann aus der Region, stiess mit dem Auto zusammen und wurde mehrere Meter in die Wiese geschleudert. Der Teenager verstarb noch vor Ort.

Tief sitzt der Schock in der Region. Auf der Plattform Tiktok finden sich zwei Tage nach dem Unfall über 400 Beileidsbekundungen und Nachrufe auf den verstorbenen Töffli-Fan.

Tausend Gedanken

Nachdem der Unfall durch die Kantonspolizei St. Gallen publik gemacht worden war, meldete sich Sandra Häseli (41) aus Kirchberg SG bei Blick. Ihrem Sohn Max (15) geschah diesen Juni Ähnliches – doch er überlebte mit viel Glück. 

Den Moment, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Sohn einen schweren Unfall mit seinem Töffli gehabt hatte, wird sie nie mehr vergessen. «Man geht wirklich von hundert auf null. Man hat das Gefühl, im falschen Film zu sein.»

Tausend Gedanken rasten ihr damals durch den Kopf. «Lebt mein Kind noch? Wie schwer ist es verletzt? Wo ist es verletzt?» Der Boden sei ihr unter den Füssen weggerissen worden.

Mehrere Hauttransplantationen und Operationen

Max wurde von einem Auto umgefahren, dessen Fahrerin die Kurve schnitt. Er trug schwere Verletzungen am linken Bein davon, verbrachte einen Monat im Spital und noch mal zwei zu Hause. Erst vor drei Wochen konnte er anfangen, zumindest teilweise wieder seinem normalen Leben nachzugehen.

Verschiedene Operationen, sogar Hauttransplantationen und künstliche Einsätze waren nötig, um Max wieder zusammenzuflicken. «Und das nur wegen einer Sekunde Unachtsamkeit», sagt seine Mutter. 

Hilfe von aussen

Der Unfall vom Wochenende hat Erinnerungen geweckt. «Das ist eine brutale Vorstellung. Ich identifiziere mich sehr damit und bin in Gedanken bei dem Opfer und den Eltern», sagt Häseli. An die Hinterbliebenen des verstorbenen Bubs hat sie einen Rat: «Ich empfehle, sich Hilfe von aussen zu holen. Die eigene Familie und das unmittelbare Umfeld ist zu nahe dran. Mir haben damals Leute, die ich nicht so gut kannte, besser helfen können.»

Sandra Häseli lebt mit ihrer Familie auf dem Land. «Der öffentliche Verkehr ist hier nicht gut erschlossen. Die Kinder müssen irgendwie zur Schule kommen.» Man merkt der 41-jährigen Service-Angestellten an, dass das Töffli nicht ihr Lieblingsfortbewegungsmittel ist. Zu klein, zu gefährlich. Doch auch die Autofahrer und die Behörden müssten über die Bücher. 

«Nicht hetzen»

«Viele Ausserortsstrecken sind schlecht oder gar nicht beleuchtet. Hinzu kommt, dass die Geschwindigkeit auf diesen Strecken oft zu hoch angesetzt ist», sagt Häseli. Es könne nicht sein, dass gewisse Stellen oder Kreuzungen in der Bevölkerung als gefährlich bekannt seien, aber nichts dagegen gemacht würde. «Ich finde es tragisch, wenn Leute ihr Leben lassen müssen, weil nichts gemacht wurde, obwohl die Gefahr bekannt ist.»

Die Autofahrer müssen sich in den Augen von Sandra Häseli ein bisschen mehr Gedanken machen. «Nehmen Sie sich doch mal ein bisschen Zeit. Dann kommen Sie halt eine Minute später am Ziel an. Augen auf, ruhig bleiben und nicht hetzen.» Den Unfall ihres Sohns wird sie bis ans Lebensende begleiten: «Vergeben kann man, vergessen nicht.»

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