Wer am Arbeitsplatz krankgeschrieben ist, bleibt zu Hause und ruht sich aus. Zumindest normalerweise. Nicht so offenbar Roger Hochreutener (62). Er ist der Gemeindepräsident von Eggersriet SG – und in dieser Funktion zurzeit krankgeschrieben.
Wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt, gönnt sich Hochreutener jedoch zurzeit keine Ruhe, sondern arbeitet in einem Quartierrestaurant in St. Gallen. Bereits seine Eltern führten das Lokal Ende der 80er-Jahre, heute ist sein Sohn am Drücker — mit Unterstützung seines Vaters.
Gemeinde-Arbeit zu stressvoll
Einige Besucher sind von der Doppeltätigkeit irritiert. Auf Anfrage des «Tagblatts», wie sich das vereinen lasse, meldet sich nicht der Politiker selbst, sondern sein Anwalt Benno Lindegger. Hochreutener sei «arbeitsplatzbezogen krank», man solle keine voreiligen Schlüsse ziehen.
Der Politiker sei schwer angeschlagen und dürfe nun nicht mit stressigen Situationen konfrontiert werden. Das passe nicht mit seinem 45-Prozent-Job als Gemeindepräsident zusammen — genau dafür sei das Arztzeugnis ausgestellt worden. In den restlichen 55 Prozent könne er machen, was er wolle.
«Er tut nichts Falsches»
Zu seiner Tätigkeit im Restaurant sagt der Anwalt: «Roger Hochreutener arbeitet dort nicht. Er hilft nur aus und kassiert dafür keinen Lohn.» Seinem Mandanten helfe es, wenn er etwas zu tun hat. Die Arbeit im Restaurant sei ein Hobby, eine Abwechslung und vielleicht sogar eine Art Therapie.
Bei einem ist sich Anwalt Lindegger sicher: «Er tut nichts Falsches.» Dem stimmt auch die Gemeinde Eggersriet zu: Hochreutener sei bei ihnen in einem 45-Prozent-Pensum tätig. Dafür habe er ein Arztzeugnis, «dieses gilt für uns». «Darüber, was er in der restlichen Zeit macht, ist er uns keine Rechenschaft schuldig», sagt der Vize-Gemeindepräsident weiter.
Hochreutener sei seit Mitte August wieder teilweise für die Gemeinde im Einsatz. Der Vize-Präsident nimmt seinen Kollegen in Schutz. Er habe in den vergangenen Jahren sehr viel für die Gemeinde geleistet, zeitlich weit über die offiziellen 45 Stellenprozente hinaus, sagt er dem «Tagblatt». (jl)