Skandal-Pferdehof in Hefenhofen TG
Kanton setzt Taskforce ein

Pferdezüchter Ulrich K. ist wegen mehrfacher Tierquälerei vorbestraft – doch auch trotz neuer Anschuldigungen kann er ein Tierhalteverbot umgehen. Nach massiven Protesten wird der Kanton nun aktiv.
Publiziert: 04.08.2017 um 18:39 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2018 um 13:19 Uhr
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Wegen mehrfacher Tierquälerei vorbestraft: Ulrich K.* aus Hefenhofen TG hat eine neue Anzeige am Hals.

Im Fall eines notorischen Tierquälers, der erneut Pferde schwer misshandelt haben soll, hat der Kanton Thurgau eine Task Force eingerichtet. Obwohl der Bauer wegen wiederholter Tierquälerei vorbestraft ist, haben die Behörden bisher kein Tierhalteverbot durchsetzen können.

Am Donnerstag war publik geworden, dass auf dem Hof des Pferdezüchters in Hefenhofen TG in den letzten Monaten 13 Pferde verendet waren. Weitere Tiere waren am Verhungern, wie eine ehemalige Mitarbeiterin des Bauern mit zahlreichen Fotos dokumentierte.

Die Bilder sind echt, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte. Die Fotos sind unerträglich: Sie zeigen den aufgedunsenen Kadaver eines Pferdes, ein totes Tier mit aufgerissenen Nüstern und bis auf die Knochen abgemagerte Pferde, die keine Kraft mehr haben zum Stehen. Die Bekannte hatte den Bauern Ende Juli angezeigt.

Am Freitagnachmittag teilte die Thurgauer Staatskanzlei mit, die Regierung habe eine Task Force eingerichtet. Sie werde am Montag trotz Ferien erstmals tagen und über weitere Schritte beraten.

In dieser Task Force arbeiten Regierungsrat Walter Schönholzer, Chef des Departements für Inneres und Volkswirtschaft, das Veterinäramt, die Kantonspolizei, die Generalstaatsanwaltschaft und das Landwirtschaftsamt. mit Die Task Force wird die Öffentlichkeit «zeitnah» über die weitere Entwicklung informieren, wie es im Communiqué heisst.

Tiere beschlagnahmen

Tierschützer Erwin Kessler vom Verein gegen Tierfabriken (VgT) wirft den Thurgauer Behörden vor, sie liessen den notorischen Tierquäler seit Jahren gewähren. Kessler schickte der Thurgauer Regierung Anfang August einen Brief und verlangte, dass die Polizei die Tiere sofort beschlagnahme, behandle und wenn nötig einschläfere.

Dies verlangt auch die Stiftung für das Tier im Recht, wie die Tierschutzorganisation am Freitag mitteilte. Angesichts der katastrophalen Zustände auf dem Hof müssten die Behörden die Tiere vorsorglich beschlagnahmen - wenn nötig mit Hilfe der Polizei.

Tierhalteverbot gescheitert

Am Donnerstag hatte der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer der Nachrichtenagentur sda gesagt, dem Veterinäramt seien im Fall des Pferdehändlers die Hände gebunden. Der Tierhalter wehre sich gegen jegliche Eingriffe der Behörden und ergreife sämtliche Rekursmöglichkeiten.

Ein vom Veterinäramt gegen den Bauern verhängtes Tierhalteverbot war durch das Bundesgericht aufgehoben worden, weil dem Bauern das rechtliche Gehör verweigert worden war. Sämtliche laufenden Massnahmen und Verfahren werden laut den Thurgauer Behörden vom Beschuldigten mit allen Mitteln blockiert.

Veterinäramt sah keine Missstände

Das Thurgauer Veterinäramt habe den Hof des Pferdehändlers im laufenden Jahr regelmässig kontrolliert und keine Missstände festgestellt, wie sie auf den Fotos dokumentiert seien, sagte der Regierungsrat zudem. Aufgrund der Anzeige liefen nun neue Ermittlungen.

Erwin Kessler mobilisierte eine Gruppe von Personen, welche am Donnerstagnachmittag vor dem Hof demonstrierte. Die Polizei war laut einer Meldung der Thurgauer Zeitung ebenfalls vor Ort und vermittelte zwischen dem Pferdehalter, den Protestierenden und Medienschaffenden. (SDA)

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