Ein Ausflug in die Parlitobelschlucht bei Vättis SG endet für mindestens drei Männer aus Spanien tödlich. Die Touristen waren gemeinsam auf einer Canyoning-Tour unterwegs, als sie von einem heftigen Gewitter überrascht wurden.
Das Unglück passierte am Mittwochabend kurz vor 19 Uhr. Die erfahrenen Canyoning-Sportler waren privat und ohne Guide auf ihrem Ausflug. Die Gruppe von vier Männern und zwei Frauen aus Spanien begaben sich zur Schlucht.
BLICK-Recherchen zeigen jetzt: Die vier Freunde Mikel Z.*, Andoni G.*, Mikel L.* und Diego M.* stiegen in die Schlucht, während die Frauen sich wieder auf den Rückweg machten.
«Männer von Gesteins- und Wassermassen mitgerissen»
Um 18.10 Uhr ging für knapp eineinhalb Stunden direkt über der Parlitobelschlucht ein heftiges Gewitter mit Niederschlägen von 25 bis zu 30 Litern pro Quadratmeter nieder. Als die Männer nicht am vereinbarten Treffpunkt eintrafen, meldeten sich die Frauen gegen 19 Uhr bei der Kantonalen Notrufzentrale.
Die vier Männer im Alter von 30, 33, 38 und 48 Jahren stammen alle aus dem Navarra-Gebiet. Um 23.20 Uhr wurden zwei leblose Männer in der Einmündung zum Gigerwald-Stausee entdeckt. Ein dritter Mann wurde eine halbe Stunde später in unmittelbarer Nähe aufgefunden. «Der Fundort lässt darauf schliessen, dass die Männer von Gesteins- und Wassermassen mitgerissen wurden», sagte Armin Grob, Fachspezialist Canyoning der Alpine Rettung Ostschweiz.
«Sie starben beim Sport, den sie liebten»
Ein Freund vom Höhlenforschungs-Club, wo Mikel Z. Mitglied war, sagt zu BLICK: «Die Jungs waren sehr erfahren und leidenschaftliche Canyoninger. Sie haben jede freie Minute genutzt, um in die Bäche zu steigen. Sie waren schon einige Male in der Schweiz.»
Dafür seien sie jeweils viele Kilometer im eigenen Bus gereist. «Sicher zwei bis drei Mal. Es war ihr Lieblingsziel! Wir, die etwas von diesem Sport verstehen, wissen, dass jeder Tag der letzte sein kann. Sie sind dort gestorben, wo sie am allerliebsten waren beim Sport, den sie liebten. Der Verlust ist gross. Wir sind alle sehr traurig.»
Ein Kollege der Verstorbenen postet auf einer Canyoning-Seite: «Ich habe es gerade erst erfahren, es waren enge Freunde und wir sind tief betroffen.» In der ganzen Szene ist der Schock gross – und die Kollegen der Spanier trauern um die Toten und hoffen trotzdem noch auf ein Wunder. «Ruhet in Frieden. Ich liebe euch, meine Brüder, drei weitere Sterne stehen jetzt am Himmel.»
Marc Brunner, Chef des Hotels Sankt Martin, hat die beiden Frauen angetroffen. Innerhalb von Sekunden sei das Wetter umgeschlagen. Nachher seien die zwei Frauen mit dem besagten Bus auf den Parkplatz des Hotels angefahren. Als Brunner sie wegweisen wollte, zeigten die Frauen aufs Tal – sie hatten Verständigungsprobleme. Brunner gab den Frauen schliesslich die Notrufnummer, danach zogen die Frauen davon.
Suche nach letztem Vermissten erneut abgebrochen
Die Suche nach dem vierten Mann gestaltete sich aufgrund der Wetterverhältnisse und Begebenheiten sehr schwierig, weshalb sie um 3 Uhr eingestellt werden musste. Trotz der Wiederaufnahme der Suchaktion am Donnerstagmorgen konnte der Mann bislang nicht gefunden werden. Auch Drohnen waren im Einsatz. Wegen starken Regenfällen wurde die Aktion auch am Donnerstagnachmittag unterbrochen.
Der Rayon, in dem sich der Mann befinden könnte, lässt sich nicht eingrenzen. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass auch er ums Leben gekommen ist. Die beiden Frauen – eine davon mit einem der Opfer verheiratet – werden nun psychologisch betreut.
Axel Zimmermann (50), Gemeindepräsident von Pfäfers SG: «Offenbar gilt das Tobel als Geheimtipp für Extrem-Canyoning. Wir sind sehr betroffen, dass sich dieses Drama auf unserem Gemeindegebiet ereignet hat. Wir denken in Stille an die Opfer und ihre Angehörigen.»
Auch der spanische Regierungschef Pedro Sanchez (48) ist bestürzt über das Drama. In einer Stellungnahme im Kurznachrichtendienst Twitter drückte der Ministerpräsident gegenüber Familien und Freunden der Verstorbenen sein Mitgefühl aus. Zudem dankte der 48-Jährige allen Personen, die an der grossangelegten Suche am Unglücksort im Kanton St. Gallen beteiligt waren
*Namen bekannt
Die spanischen Touristen wurden in Vättis SG wohl von einem heftigen Gewitter überrascht. Doch das Unwetter wäre vorhersehbar gewesen, erklärt Felix Blumer von SRF Meteo.
Es sei ganz klar gewesen, dass heftige Gewitter mit teils grossen Regenmengen aufziehen würden, sagt Blumer der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Gewitter sei von der Zentralschweiz nach Glarus und weiter bis Vättis gezogen, wo um 18.30 Uhr am Unglücksort südlich von Vättis eine Regenmenge von rund 40 Millimetern verzeichnet wurde.
Man habe es über zwei Stunden vorher sehen kommen, dass das Gewitter aufziehen werde. Das Gewitter erreichte laut Blumer die Gefahrenstufe 2 von 3 gemäss europäischen Standards, zudem hatten Wetterdienste davor gewarnt.
Die spanischen Touristen wurden in Vättis SG wohl von einem heftigen Gewitter überrascht. Doch das Unwetter wäre vorhersehbar gewesen, erklärt Felix Blumer von SRF Meteo.
Es sei ganz klar gewesen, dass heftige Gewitter mit teils grossen Regenmengen aufziehen würden, sagt Blumer der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Gewitter sei von der Zentralschweiz nach Glarus und weiter bis Vättis gezogen, wo um 18.30 Uhr am Unglücksort südlich von Vättis eine Regenmenge von rund 40 Millimetern verzeichnet wurde.
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