Am Sonntagabend erlebt Reto B.* (35) die schlimmsten Minuten seines Lebens. Zusammen mit seiner Frau Sonja (30) und dem gemeinsamen Baby (8 Monate) schlendert die Familie über den Postplatz in Flums SG. Es ist 20.05 Uhr, als sich ihnen Amok Sascha I.* (17) von hinten nähert. «Meine Frau hat ihn noch bemerkt und sich gefragt, was das für ein komischer Typ sei», erzählt B.
«Er hat mich von hinten ausgeschaltet!»
Ihre Intuition hat sie nicht getäuscht. Nur drei Minuten zuvor ging bei der Flumser Feuerwehr die Meldung eines Brandes im Elternhaus von Sascha I. ein. Kurz darauf steht der Teenager mit einem Beil bewaffnet auf dem zwei Gehminuten entfernten Postplatz. Und trifft auf das Ehepaar mit Baby.
Mit der Attacke auf Reto B. beginnt der Schrecken von Flums. Ihn macht I. zum ersten Opfer seines Amoklaufs. «Bevor ich ihn wahrnehmen konnte, hat er mich von hinten ausgeschaltet!», sagt das Opfer. Und schildert, wie brutal der Teenager dabei vorging: «Er wollte mir die Halsschlagader durchtrennen – und hat sie nur knapp verfehlt!»
Ein Held rettete ihnen das Leben
Während der Kommunikationsangestellte getroffen zu Boden geht, greift Sascha I. seine Frau und das Baby an. Er will anscheinend die ganze Familie auslöschen.
Das Kleinkind fällt aus dem Kinderwagen – übersteht die Attacke glücklicherweise aber unverletzt. Auch Gattin Sonja kommt mit einer Ellbogenverletzung verhältnismässig glimpflich davon. Unternehmer W.M.* sei Dank!
Dieser fährt mit seiner Frau an die brutale Szene heran, tritt auf die Bremse, steigt aus und geht entschlossen dazwischen. «Er ist unser Held. Ohne ihn gäbe es meine kleine Familie wohl nicht mehr!», sagt Reto B. Der Retter bringt Sascha I. dazu, von der Familie abzulassen und das Weite zu suchen.
Kommentieren möchte der Flumser das Erlebte aber nicht. Er will nicht als Held gefeiert werden, für ihn sei seine Zivilcourage selbstverständlich in einer solchen Notsituation.
Noch drei Opfer und der Täter sind im Spital
Als der Amoklauf auf dem Postplatz zu scheitern droht, klaut der Teenie den grauen Suzuki von W. und braust davon. Kurz darauf setzt er das Auto gegen eine Böschung und flüchtet zu Fuss. Um seinen Amoklauf in der Agrola-Tankstelle fortzusetzen. Um weitere Menschen zu verletzten. Erst Schüsse der Polizei ziehen I. aus dem Verkehr. Eine Stunde nach dem Angriff auf Familie B.
Trotz seiner Schusswunden kann der Beil-Amok schon gestern erstmals befragt werden. Was er gesagt hat, bleibt vorerst geheim. Die St. Galler Behörden wollen erst nach Abschluss der Ermittlungen weiter informieren.
Reto B. musste nach der Attacke mit schweren Verletzungen an Halswirbelsäule und Kiefer in ein Spital geflogen werden. Gestern musste er sich einer Operation unterziehen. Von den insgesamt acht Opfern sind neben Reto B. noch zwei weitere Menschen im Spital.
* Namen der Redaktion bekannt
Er versetzte Flums SG in Angst und Schrecken. Schlug mit einem Beil wahllos auf Passanten ein. Klaute dazu ein Auto. Baute einen Crash. Acht Menschen mussten nach seinem Amoklauf ins Spital gebracht werden. Eines seiner Opfer ist schwer verletzt. Eine Wahnsinns-Tat.
Und trotzdem wird Beil-Amok Sascha I.* auf Milde hoffen können, wenn er irgendwann vor Gericht stehen wird. Denn der Lette ist nur 17 Jahre alt, als er Sonntagabend in seinem Dorf wütet. Minderjährig also.
Sascha I. wird entsprechend im Rahmen des Jugendstrafrechts angeklagt werden. Dieses sieht vor, dass Täter bis zu maximal vier Jahren Gefängnis verurteilt werden können.
Strafen bis 30 Monate können dabei bedingt ausgesprochen werden. Im Vordergrund steht viel mehr ein ganzer Katalog von ambulanten und erzieherischen Massnahmen. Die Grundidee dahinter ist, dass jugendliche Straftäter vor allem von weiteren Straftaten abgehalten werden sollen, statt sie wegzusperren.
Der Prozess von Sascha I. wird zudem unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
Er versetzte Flums SG in Angst und Schrecken. Schlug mit einem Beil wahllos auf Passanten ein. Klaute dazu ein Auto. Baute einen Crash. Acht Menschen mussten nach seinem Amoklauf ins Spital gebracht werden. Eines seiner Opfer ist schwer verletzt. Eine Wahnsinns-Tat.
Und trotzdem wird Beil-Amok Sascha I.* auf Milde hoffen können, wenn er irgendwann vor Gericht stehen wird. Denn der Lette ist nur 17 Jahre alt, als er Sonntagabend in seinem Dorf wütet. Minderjährig also.
Sascha I. wird entsprechend im Rahmen des Jugendstrafrechts angeklagt werden. Dieses sieht vor, dass Täter bis zu maximal vier Jahren Gefängnis verurteilt werden können.
Strafen bis 30 Monate können dabei bedingt ausgesprochen werden. Im Vordergrund steht viel mehr ein ganzer Katalog von ambulanten und erzieherischen Massnahmen. Die Grundidee dahinter ist, dass jugendliche Straftäter vor allem von weiteren Straftaten abgehalten werden sollen, statt sie wegzusperren.
Der Prozess von Sascha I. wird zudem unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.