Mit Schrecken erinnert sich Fatlum J.* (12) aus Walenstadt SG an den letzten Freitag. Der 12-jährige Albaner wurde auf dem Pausenplatz spitalreif geschlagen – von fünf oder sechs Schweizer Oberstufenschülern im Alter von 15 bis 16 Jahren!
Mit zittriger Stimme erinnert sich das Kind: «Sie haben mich getreten und durch die Luft geworfen.» Dann stopften sie dem Ausländer-Bub so lange Schnee in den Mund, bis er ohnmächtig wurde.
Schliesslich musste der Fünftklässler von einer Ambulanz abgeholt werden: «Ich hatte überall Schmerzen», sagt er zu BLICK.
Nach 24 Stunden im Spital von Chur GR die Diagnose: Eine schwere Hirnerschütterung, eine geprellte Schulter und verstauchte Zehen. Noch zwei Wochen muss das Kind den Arm in einer Schlinge tragen: «Jetzt darf ich nicht mehr Fussball spielen», sagt Fatlum traurig.
Rassistische Motive
Der üble Verdacht der Familie: Der Übergriff passierte aus rassistischen Motiven. Prügel-Opfer Fatlum bestätigt: «Diese Realschüler sagten schon früher immer wieder 'Scheissausländer' zu uns.»
Aus Verzweiflung wandte sich Vater Faik J. (33) an den BLICK. Denn: Konsequenzen hat es für die Schläger bisher keine gegeben! Vater Faik: «Die Jungs gehen normal zur Schule – wurden überhaupt nicht bestraft.»
Für den Vater unverständlich: «Kein Elternteil hat sich bei uns gemeldet. Es gab keine Entschuldigung, gar nichts.» Der Schule mag er keine Vorwürfe machen. Aber: «Ich fordere Gerechtigkeit», sagt er.
Denn: Schüler Fatlum muss seine Peiniger jeden Tag in der Schule sehen: «Ich habe Angst, dass sie mich wieder angreifen», sagt der Bub.
Schulleiter Heiner Solenthaler (56) hat so etwas noch nie erlebt, sagt er zu BLICK: «Das ist nicht tolerierbar.» Und weiter: «Die Gruppe muss die Verantwortung übernehmen, die Polizei ermittelt bereits. Solange aber nicht klar ist, welche Schüler involviert waren, gilt die Unschuldsvermutung.»
Für Vater Faik ein schwacher Trost: «Ich überlege mir, an einen anderen Ort zu zügeln.»
*Namen der Redaktion bekannt.