Es war der 13. August 2016, als Simon S.* (†27) sein Haus in Buchs SG verlässt und zum Bahnhof geht. Bei sich: Ein Rucksack, gefüllt mit zwei Flaschen Alkylatbenzin, zwei Gasanzünder, drei Dolche, ein Klappmesser und ein Kreuzbeil.
Er nimmt den 11.48 Uhr Zug, setzt sich in den hintersten Wagen und packt das Benzin aus. Das leert er dann auf der Zugfahrt unvermittelt über den Kopf und zündet sie mit dem Gasanzünder an. Dann flüchtet er nach vorne. «Es entstand eine Feuerexplosion um den Körper einer 17-jährigen Frau. Ein damals sechsjähriges Mädchen und deren damals 43-jährige Mutter, die in unmittelbarer Nähe sassen, wurden aufgrund der Feuerexplosion verletzt», schreibt die Staatsanwaltschaft St. Gallen im Schlussbericht der Strafuntersuchung. Dieser wurde am Mittwoch veröffentlicht.
Er war immer ein Einzelgänger
Auf der Flucht rennt Simon S. an Janina S.* (†34) vorbei, kehrt dann aber um, packt sie völlig unvermittelt und sticht sie mit dem Messer nieder. Dann fügt er sich selber tiefe Schnitt- und Stichverletzungen zu. Er stirbt später an diesen Verletzungen. Ebenso die 17-Jährige, die von S. angezündet wurde. Die 43-jährige Mutter und dessen sechsjähriges Kind erleiden schwere und mittelschwere Verbrennungen.
Die Tat schockierte. Sofort stellte sich die Frage: Warum tat das Simon S.? Weil der Täter noch am Tatort verstorben ist, wird es darauf nie eine klare Antwort geben. Der Schlussbericht der Staatsanwaltschaft bringt nun aber Licht ins Dunkle. So zeichnet sie von Simon S. das Bild eines vereinsamten Psychopathen. «Der Beschuldigte, der sein Leben lang ein Einzelgänger war, erkrankte in seinem 12. Lebensjahr an einer Augenkrankheit, die sein Aussehen beeinträchtigte. Er litt psychisch unter dieser Beeinträchtigung», schreibt die Staatsanwaltschaft.
Opfer und Tatort waren zufällig ausgewählt
S. lebte zurückgezogen und einsam, wohl auch aufgrund seiner Augenkrankheit hatte er zeitlebens nie eine Beziehung, da seine Avancen gegenüber Frauen unerwidert blieben, letztmals im Herbst 2015. Das deckt sich mit BLICK-Recherchen. «Er hasste alle Frauen, sagte, sie seien minderwertig und wenig intelligent», wurde 2016 ein ehemaliger Schulkollege zitiert.
Zu Hause experimentierte er mit brennbaren Substanzen und besass diverse pyrotechnische Gegenstände sowie Messer. Zudem spielte er gewaltverherrlichende Spiele. «Diese Faktoren trugen dazu bei, dass der Beschuldigte, der im Tatzeitpunkt handlungsfähig war, die Tat zwar plante, jedoch ohne auf konkrete Opfer abzuzielen», so die Staatsanwaltschaft weiter. Die Ermittler sind sich sicher: Opfer und Tatort hat S. zufällig ausgewählt. (fr)