Schaute der Kanton bei den Kontrollen im Aescher weg?
Die hässliche Seite des schönsten Ortes

Die Pächter des Bergrestaurants Aescher räumen den «schönsten Ort der Welt» alles andere als grundlos. In der beliebten Beiz müsste dringend Hand angelegt werden. BLICK zeigt die grössten Mängel.
Publiziert: 23.08.2018 um 08:43 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2018 um 18:10 Uhr
«Ich kenne den Aescher aus Instagram»
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BLICK-Umfrage vor Ort:«Ich kenne den Aescher aus Instagram»
Marco Latzer

Das Bergrestaurant Aescher zieht Besucher aus der ganzen Welt in seinen Bann. Trotz des grossen Zuspruchs haben Nicole (32) und Bernhard (33) Knechtle entschieden, ihren Pachtvertrag im Aescher nicht mehr zu verlängern (BLICK berichtete).

Für den Abgang auf Ende Oktober machen die Erfolgswirte in erster Linie die mangelnde Infrastruktur verantwortlich.

Tonnenweise Kartoffeln und kaum Saft

So hat der Aescher mit seinen zehn Angestellten gerade einmal so viel Strom zur Verfügung wie ein Einfamilienhaus. Bei einem Kollaps würde neben der Küche auch die Kühlkette aussteigen.

Allein 14'000 Kilo Kartoffeln verarbeitet Familie Knechtle pro Saison im Aescher. Das raubt Platz und Strom. Weitere Kühler können nicht mehr angeschlossen werden.

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Zahlreiche Mängel: Beim Bergrestaurant Aescher, dem «schönsten Ort der Welt», besteht grosser Investitionsbedarf.
Foto: Siggi Bucher

Insider vermuten gar, dass Hygienevorschriften im Kultresti nicht eingehalten würden. Und dies entscheidend zum Abgang der Wirte beitrug! Diese wollten sich mit BLICK nicht im Detail über die Mängel unterhalten und diese auch nicht fotografiert sehen.

Betrieb mit Optimierungspotenzial

Christian Wagner (38), Leiter des Lebensmittelinspektorats beider Appenzell, stellt klar: «Das Gesetz wird im Aescher eingehalten, es gibt dort aber Optimierungspotenzial!»

Weil die Lagerkapazitäten begrenzt seien, müsse das Personal zusätzliche Arbeitsschritte bewältigen, damit alles rechtskonform ablaufe. «Die Küche entspricht den Vorschriften, ist aber klar nicht auf so viele Gäste ausgelegt», so Wagner.

Und da das Haus in den Fels gebaut ist, dringt Feuchtigkeit ein. An mindestens einer Stelle im Haus wurde deshalb eine Blache angebracht, um notdürftig abzudichten.

Investitionsscheue Besitzerin

Auch der WC-Bereich ist ein Sorgenkind: Jeweils zwei Toiletten stehen pro Geschlecht zur Verfügung. Hunderte Gäste benutzen die Klos täglich. Weil das Wasser derart knapp ist, müssen die Hände mit Desinfektionsmittel gereinigt werden.

Die Aescher-Besitzerin, die Wildkirchli-Stiftung, die dem Kanton Innerrhoden angegliedert ist, lässt bei Investitionen seit vielen Jahren äusserste Zurückhaltung walten. Ihr Präsident, Landeshauptmann Stefan Müller, war gestern nicht erreichbar.

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