Rentner Bruno Weber (77) erklärt Frauenfeld den Taxi-Krieg
«Die Stadtoberen verseckeln mich!»

Bruno Weber hat mit 74 Jahren ein Taxiunternehmen gekauft und will nun die Frauenfelder Taxiszene auffrischen. Sein Ziel: Gerechtigkeit. Seine Feinde: der Stadtrat und der Platzhirsch der Branche. Seine Mittel: «Wenn nötig eine Demo auf dem Bahnhofplatz!»
Publiziert: 25.09.2017 um 18:13 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:45 Uhr
1/6
Bruno Weber vor seinem Yellow-Cab-Taxi in Frauenfeld.
Foto: Flavio Razzino
Flavio Razzino

In Frauenfeld gibt es fünf Taxiunternehmen – vier davon fühlen sich ungerecht behandelt. Denn: Seit 30 Jahren vermietet die Stadt die begehrtesten Standplätze am Bahnhofplatz an ein einziges Unternehmen. Die Ilg Taxi GmbH ist die Einzige, die dort vorfahren darf. Für die anderen Unternehmen ist das Areal gesperrt.

«So geht das nicht», sagt Bruno Weber (77). In der Region ist der aufmüpfige Rentner bekannt. 2012 befreite er im Alleingang Frauenfeld von einer Taubenplage. Zum Dank wurde er nach eigenen Angaben: «Einfach gekündigt!»

Weber will Gerechtigkeit 

Mit 74 Jahren hat er dann das Taxiunternehmen Yellow Cab gekauft. Seither macht er sich als Kämpfer für Gerechtigkeit in der Taxibranche einen Namen. Laut und publikumswirksam tritt Weber für die Rechte der vier benachteiligten Taxiunternehmen ein. Von Altersmüdigkeit keine Spur.

Besonders stört Weber, dass die Konkurrenz nie die Möglichkeit hatte, sich um die Standplätze am Bahnhof zu bewerben. «Während wir stundenlang auf Kunden warten, füllt sich ein Ilg-Taxi nach dem anderen – da kommt einem das Heulen!»

Nur abends ist es den übrigen Taxiunternehmen in Frauenfeld erlaubt, gegenüber dem Bahnhof zu parkieren. Dann müssen sie hoffen, dass sie von den Pendlern doch noch entdeckt werden. «Die Stadt weiss, dass das ungerecht ist – trotzdem verlängert sie ständig den Mietvertrag», sagt Weber. Für ihn ist klar: «Die Stadtoberen verseckeln mich!»

Der Taxi-Rentner pfeift auf Verbote

Bei so viel Ungerechtigkeit kann der Taxi-Rentner auch mal renitent werden. Dann fährt er trotz Verbot auf den Bahnhofplatz und parkiert sein Yellow Cab vor den Ilg-Taxis und zügelt so dessen Kunden ab. «Es kommt dann sofort ein böser Brief von der Stadt!», sagt Weber.

Ilg Taxi fühlt sich zu Unrecht angegriffen. «Eine Auflage, die uns die Stadt für die Standplätze macht, ist, dass wir einen 24-Stunden-Service anbieten. So was geht ins Geld, das können sich die anderen gar nicht leisten!», sagt Inhaber Patrick van Anraad zu BLICK.

Stadt braucht zuverlässige Partner

Die Stadt sagt dasselbe. «Kein anderer Anbieter konnte bisher den schriftlichen Nachweis erbringen, dass er diese Bedingungen erfüllt», sagt Sprecher Andreas Anderegg. 

«Gelogen!», kontert Weber. Natürlich könnte er mit seinen drei Autos einen 24-Stunden-Service anbieten, die anderen Taxiunternehmen ebenfalls. «Doch dafür brauchen wir mehr Kundenfrequenz – und die hat man in der Provinz nun mal nur beim Bahnhof.»

Für Weber ist klar: Entweder die Stadt verbessert die Situation für ihn und die anderen Taxiunternehmen, oder er veranstaltet eine Demonstration auf dem Bahnhofplatz. «Für Radau kann ich schon sorgen, darauf kann sich der Stadtrat verlassen», so Weber.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?