Rassismus an Sarganserländer Fasnacht: Ein Wagen hat am grossen Umzug in Wangs SG am Samstag für Aufsehen gesorgt. «Wie viele ‹Neger› brauchen wir in St. Gallen?», steht in grossen Lettern auf dem Umzugswagen. Darüber ist das Bild des FDP-Politikers Nirosh Manoranjithan (27) zusammen mit anderen Partei-Kollegen zu sehen.
Für Manoranjithan besteht kein Zweifel, dass er gemeint ist. «Ich bin der einzige auf dem Plakat, der dunkelhäutig ist», sagt der FDP-Politiker, der seit 2017 Gemeinderat von Vilters-Wangs ist, zu BLICK. Und ergänzt: «Das ist ein persönlicher Angriff auf mich.» Er war am vergangenen Samstag auch am besagten Fasnachtsumzug, hat den Wagen mit seinem Sujet darauf gesehen. Doch: Das Wort «Neger» war da bereits abgedeckt. Denn die Fasnachtsgesellschaft Wangs hat, noch bevor der Umzug losgegangen ist, interveniert.
«Das ist Rassismus!»
Nur unter der Bedingung, dass das Wort abgedeckt wird, durfte der Fahrer, der seinen Wagen unter dem Motto «Wahlen im Sarganserland 2019/2020» angemeldet hat, am Umzug starten. Dass der sri-lankisch-stämmige St. Galler FDP-Politiker wegen seiner Hautfarbe angefeindet wird, sei ihm bis anhin noch nie passiert. «Wegen so etwas lasse ich mir die Fasnacht nicht vermiesen», sagt Manoranjithan.
Doch für ihn ist klar: «Das ist Rassismus!» Deswegen behält er sich auch vor, gegen den Mann, der hinter dem rassistischen Plakat steckt, juristisch vorzugehen. Obwohl der Politiker mit dem Fasnachtswagen-Besitzer gesprochen hat, habe sich dieser weder entschuldigt noch einsichtig gezeigt. «im Gespräch hat er sich probiert rauszureden. Hat gesagt, dass er es sowieso abdecken wollte. Aber ich habe von der Fasnachtsgesellschaft Mitbekommen, dass dem gar nicht so war», sagt Manoranjithan zu Blick TV.
«Wort Neger ist ein Synonym für den Kantonsrat»
BLICK konfrontiert den Besitzer des Fasnachtswagens, Walter Brandstetter (71), unter dessen Leitung die Gruppe «Brandstetters Horses» den Wagen gestaltet hat. Der gelernte Schreibmaschinen-Mechaniker kennt sich mit Plakaten und ihrer Wirkung aus, hat er doch eigenen Angaben zufolge «über Jahre für die SVP plakatiert».
Warum aber die Plakate auf seinem Fasnachtswagen jetzt für derartigen Aufruhr sorgt, kann er dennoch nicht verstehen. «Das Wort Neger ist ein Synonym für den Kantonsrat, der Mist baut, also in meinen Augen Dinge beschliesst, die mir nicht gefallen. An einer Fasnacht darf man Politiker auch mal etwas drannehmen», sagt Brandstetter zu BLICK.
«Auch Weisse können Neger sein»
Der Pensionär, der in der Region Pferdekutschenfahrten anbietet, bestreitet vehement, dass er mit dem Plakat explizit Manoranjithan wegen seiner Hautfarbe an den Pranger gestellt und als «Neger» bezeichnet habe. «Auch Weisse können Neger sein. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass jetzt ein Dunkelhäutiger kommt und sich angesprochen fühlt. Wir haben einfach ein kurzes Wort gebraucht, und wollen nicht lange um den heissen Brei reden. Wir haben gedacht, dass man sich an der Fasnacht etwas mehr erlauben kann als sonst», so Brandstetter.
Aber er sieht ein: «Die Botschaft ist ganz falsch rübergekommen.» Doch mit seinem Wagen der Fasnacht fern zu bleiben, kommt für den Sarganser Kutscher und Fasnächtler nicht in Frage. «Wir fahren am Dienstag als Nummer 58 am Umzug ins Mels mit – aber ohne Neger.» Eigenen Angaben zufolge muss er wegen seines Auftritts am Fasnachtsumzug in Wangs am Mittwoch bei der Polizei vorstellig werden. Ob die Plakataktion für ihn noch ein Nachspiel hat, bleibt abzuwarten.