Die Kontaktbar Schifflände in Arbon TG ist sein ganzer Stolz. Doch jetzt hat Remo Pingiotti (51) plötzlich Puff wegen seines Lokals und muss kämpfen: «Man will mir den Schuh geben, obwohl der Betrieb immer korrekt und sauber gelaufen ist. Es geht hier um meine Existenz!»
Sein Gegenspieler ist kein Geringerer als der millionenschwere Schuherfinder Karl Müller (66). Er war lange Besitzer des Nachbargrundstücks. Im letzten Herbst hat Müller nun auch die Schifflände erworben.
Und Pingiotti vor vollendete Tatsachen gestellt. Dieser sagt: «Der Vorbesitzer hat mir das Haus versprochen gehabt. Doch dann kam Müller mit einem äusserst grosszügigen Angebot daher.»
Anwohner motivierten Geschäftsmann zum Hauskauf
Dass der angesehene Geschäftsmann versucht, das Puff stillzulegen, hat Pingiotti Müllers Mietern zu verdanken. Die drei Parteien aus dem Nachbarhaus traten im letzten Herbst mit einem Klagebrief an die Stadt in Erscheinung, in dem sie die Einstellung der Prostitution vis-à-vis forderten.
Regelmässig stünden Nackte an den Fenstern, und auch der Lärm des Verkehrs sei nur schwer zu ertragen. «Offensichtlich kommt es immer wieder vor, dass Orgien gebucht werden, bei denen viele Männer sich gegenseitig ‹anfeuern›», so die Anwohner in ihrem Schreiben.
Oft lägen zudem Scherben, Drogenpäckchen und benutzte Feuchttücher im Innenhof, wo tagsüber Kinder auf dem Trampolin hüpfen. Remo Pingiotti fuchst die Kritik: «Keiner von denen hat sich jemals direkt bei mir gemeldet. Ich habe immer geschaut, dass der Betrieb so wenig wie möglich stört.»
Nachbarn zogen neben Kontaktbar, als sie bereits Eltern waren
Der Aargauer, der die Schifflände seit 16 Jahren pachtet, hält alle Liebesdamen an, leise zu sein. Die Fenster hat er versprayt und mit Laken verdeckt. Im Innenhof schaut Pingiotti täglich zum Rechten.
Doch das vermag die Probleme nicht zu lösen. «Die Anwohner sind mit ihren Kindern direkt neben ein Puff gezogen. Und jetzt ärgern sie sich wie Luftlärmgegner neben einem Flughafen!»
Fakt ist: Mit der Polizei gibt es keine Schwierigkeiten. Und die Stadt Arbon findet, dass der Betrieb «teilweise einem gesellschaftlichen Bedürfnis» entspricht.
Kampf geht vor Schlichtungsstelle
Die Schliessung verhindern wird Remo Pingiotti wohl kaum können. Aber er ist überzeugt: «Die Kündigung ist auf den 1. Januar und somit zur Unzeit erfolgt.» Sein Anwalt sei gar der Ansicht, dass die Schifflände bis 2027 offen bleiben müsse.
«Mir liegt ein Kompromiss am Herzen. Ich wäre bereit, die Kontaktbar zu schliessen, wenn ich das Restaurant im Parterre weiterführen kann.» Demnächst steht ein erster Schlichtungstermin an.
Weder Nachbarn noch Besitzer Karl Müller wollten gegenüber BLICK Stellung nehmen.