Es sind Szenen wie aus einem Horrorfilm: Am 16. Juli 2017 findet eine Fussgängerin in einem Waldstück bei Pulvershaus TG eine verkohlte Männerleiche. Der Körper wurde mit Brandbeschleuniger überschüttet und zusammen mit einigen persönlichen Gegenständen abgefackelt!
Wie die Ermittlungen zeigen, handelt es sich beim Toten um Branislav I.* (†41). Der Serbe gilt als leidenschaftlicher Kickboxer und geniesst einen zweifelhaften Ruf als rabiater Türsteher. Der Mann, den Freunde «Bane» nannten, betrieb mit Komplizen mehrere illegale Glücksspielautomaten in Ostschweizer Beizen. Er war dafür bekannt, offene Geldforderungen forsch und vehement einzutreiben.
Das Kreisgericht St. Gallen hat nun den 37-jährigen Serben Zdravko F. **wegen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 16 Jahren verurteilt. eine Landesverweisung von 15 Jahren.
Beschuldigter schweigt zu Mordvorwürfen
Kurzum: An Feinden mangelte es Branislav I. nicht. Nun, über drei Jahre nach der Tat, sitzt mit Zrdavko F. (37) aber ausgerechnet ein vermeintlicher Freund auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft fordert im Prozess am Kreisgericht St. Gallen eine Verurteilung wegen Mordes und 18 Jahre Haft mit anschliessendem Landesverweis.
Der serbische Beschuldigte beteuert im Gerichtsaal: «Ich habe Branislav I. nicht getötet. Ich habe es nicht getan.» Weitere Fragen zum Fall will er nicht beantworten.
Klar scheint: Die beiden Männer freundeten sich offenbar im Sommer 2016 an. Zrdavko F., der illegal in St. Gallen lebte und arbeitete, soll laut Anklage vom boxenden Türsteher im Frühjahr 2017 einen Kredit erhalten haben, den er wegen seiner Spielsucht nicht zurückzahlen konnte. Ironisch: Das Geld soll F. unter anderem an den Automaten von Branislav I. verzockt haben.
Es dürfte um Geld gegangen sein
Um der Rückzahlung zu entgehen, soll F. das Opfer in seine Wohnung gelockt und ihm mit einem Stock oder einer Stange den Schädel eingeschlagen haben. Um die Leiche zu bestehlen und anschliessend im Wald zu entsorgen. «Einsicht und Reue sind nicht zu erkennen», sagt Staatsanwalt Peter Hengartner.
Weil ein Geständnis fehlt, müssen die Strafverfolger auf Indizien zurückgreifen. Die gibts in Hülle und Fülle: So fand die letzte Kommunikation des Toten mit F. statt. Nach einem verabredeten Treffen der beiden, spätnachts, wurde Branislav I. nicht mehr lebend gesehen. In der Wohnung des Beschuldigten, dem vermuteten Tatort, wurde zudem Blut von I. am Boden und in einem Putzbecken sichergestellt.
Verteidigung wittert Mordkomplott
Klaus Gubler, der Verteidiger des schweigsamen Zdravko F., spricht dagegen von einem «handfesten Skandal». Die Polizei habe ihre Arbeit nicht gemacht, stattdessen weggeschaut und weggehört. Die wahren Hintermänner seien noch immer auf freiem Fuss, seinem Mandanten wurde der Mord demnach in die Schuhe geschoben.
«Er müsste ein ausgesprochen dummer Zeitgenosse sein, wenn er eine solche Tat in seiner eigenen Wohnung begeht», so Gubler, der einen Freispruch von der Mordanklage einfordert.
Ein Urteil des Kreisgerichts St. Gallen ist für Mittwoch angekündigt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
* Name bekannt
** Name geändert