Alfred «Freddy» Weibel (66) aus Balterswil TG hat nicht lange überlegt. Als ihn Alonso H.* (32) und Ajala R.* (28) mit drei Kindern im Alter von fünf, sieben und neun Jahren fragten, ob die Familie in der freien 4,5-Zimmer-Mietwohnung im Dorfzentrum einziehen dürfe, sagte er unkompliziert zu. Weibel betreibt dort den Heaven Music Club. Ihm gehören auch die angebauten Wohnungen. «Wenn es um das Wohl von Kindern geht, dann ist man ja schnell bereit, Hilfe anzubieten», sagt der Wirt zu «hallowil.ch». Das war Mitte Januar. Jetzt steht Weibel vor einem Scherbenhaufen. Wortwörtlich.
Zerbrochene Fensterscheiben, Essensreste, überall liegt Dreck, ungewaschenes Geschirr. Weibel trifft der Schlag, als er am Montag die Wohnung erstmals wieder betritt. «Ich habe diese Leute nicht gekannt», sagt Weibel zu Blick. «Später habe ich erfahren, dass Alonso H. schon zigfach vorbestraft ist.» Dann war es aber schon zu spät. Unmittelbar nach dem Einzug der Familie gab es schon die ersten Probleme. «Bereits am ersten Tag kam es zu einem so heftigen Streit des Paares, dass die Polizei gerufen werden musste.»
Sie provozierten 55 Polizeieinsätze
Jetzt ist Weibel die Horror-Mieter endlich los. Doch das war nicht einfach: Als schon kurz nach Mietbeginn die Zahlung des Mietzinses ausblieb, beantragte er am 14. April nach Ablauf der Kündigungsfrist beim Bezirksgericht Münchwilen TG die Ausweisung des Paares. Das Gericht entsprach dem Begehren am 7. Juli und wies die Mieter an, die Wohnung innert 20 Tagen zu räumen.
Alonso H. und Ajala R. blieben trotzdem, und Weibel stellte fest, dass die Wohnung zunehmend übel zugerichtet wurde. So gingen zum Beispiel mehrere Scheiben zu Bruch – das Paar zoffte sich weiterhin regelmässig und äusserst heftig. Insgesamt musste die Polizei laut Weibel wegen der beiden 55 Mal ausrücken! Die Medienstelle der Kantonspolizei Thurgau bestätigt auf Anfrage, dass wegen des Paares diverse Meldungen eingingen, macht über die Hintergründe jedoch keine näheren Angaben.
Räumung brauchte zwei Anläufe
Am 28. Juli sollten vier Polizeibeamte die Wohnung räumen. Das Paar verbarrikadierte sich, die Übung wurde abgebrochen. Am Montagmorgen kam es nun zu einem zweiten Anlauf. Acht Polizisten umstellten das Gebäude und verschafften sich Zutritt zur Wohnung. Dabei zeigte sich, dass Alonso H. und Ajala R. die Türe von innen her zugeschraubt hatten.
Von den Mietern fehlt am Montag jede Spur. Sie haben vermutlich über den Balkon das Weite gesucht, vermutet Alfred Weibel. Dafür findet der Vermieter tonnenweise Müll vor. «Inklusive verdreckte Unterhosen.» Küche, Bad, alles ist kaputt und verlottert. «Diese Wohnung ist komplett zerstört», sagt er. «Und der Balkon hat gelebt.»
Eine 28-Kubikmeter-Entsorgungsmulde bringt schliesslich den ganzen Abfall weg. Wie gross die zurückbleibenden Schäden sind, kann Weibel derzeit nicht genau sagen.
* Namen geändert