Mit einem Grossaufgebot hat die Polizei sechs Tage lang nach Semere gesucht. Taucher, Hundeführer, Kajakfahrer, Feuerwehrleute standen im Einsatz, um den kleinen Eritreer-Bub zu finden. Erfolglos. Seit gestern Abend ist die aktive Suche eingestellt. «Sollten wir neue Hinweise zum Verbleib des Buben erhalten, werden wir diesen selbstverständlich nachgehen», sagt Polizeisprecher Gian Andrea Rezzoli zu Blick.ch
Semeres Eltern aus Gossau ZH erleben seit dem Verschwinden ihres Sohnes die schlimmste Zeit ihres Lebens. Was bedeutet es für sie, dass die Polizei nicht mehr aktiv sucht? Der Krisenmanager Herbert Wyss hat Menschen in ähnlichen Situationen betreut. Er weiss, was in ihnen vorgeht.
«Das ist für die Eltern mit unvorstellbaren Belastungen verbunden. Die Einstellung der Suche nimmt ihnen Hoffnung weg.» In der Regel könnten Eltern das nicht akzeptieren. «Oft fühlen sie sich dann in ihrer Not alleine gelassen.» Es sei deshalb wichtig, dass die Polizei den Eltern aufzeige, dass auch nach der Einstellung der aktiven Suche die Ermittlungen auf eine andere Art aber weiterhin mit vollem Engagement weitergeführt werde.
Suche bis Oberbüren ausgedehnt
Semeres Eltern werden psychologisch betreut. Doch was können die Experten tun, um das grosse Leid zu lindern? «Wichtig ist, dass die Eltern über ihre Situation und ihre Gefühle sprechen können. Es werden immer wieder Fragen auftauchen, die nicht beantwortet werden können und trotzdem wichtig sind», sagt Wyss.
Die Eltern müssten erleben, dass sie in ihrem Leid volle Anerkennung erfahren. Mit der Zeit könne an der Stelle der momentanen Verzweiflung und Verunsicherung wieder eine emotionale Stabilität und eine neue Sicherheit aufgebaut werden.
Gestern hatten die Einsatzkräfte in der Region Oberbüren nach Semere gesucht – also rund 24 Kilometer flussabwärts von jenem Punkt, an dem die Polizei seinen Schuh gefunden hatte. Der Zweijährige war am Samstag in Wattwil SG plötzlich verschwunden. Die Polizei geht davon aus, dass der Junge in die Thur gefallen ist und weggespühlt wurde. Zuvor hatte er mit seinen Eltern an einer Taufe im Kirchenzentrum teilgenommen. Rund 60 Personen feierten. Dann herrschte Panik.
Polizeisprecher Gian Andrea Rezzoli will eine erneute Suche entlang der Thur nicht vollständig ausschliessen. «Sollte sich der Wasserstand einmal gesenkt haben, ist es gut möglich, dass wir uns noch einmal auf die Suche machen.»