Tatort St. Gallen, Donnerstag kurz nach Mittag: BLICK erhält den Anruf, dass in der St. Galler Innenstadt Schüsse gefallen sind. Eine zweite Leserreporterin ruft Minuten später an. Die Stimme von Anna F.* ist hektisch. Sie sei auf dem Balkon gewesen, als sie urplötzlich zwei Personen schreien gehört habe, berichtet sie.
«Ich rannte sofort heraus», sagt sie. Bereit, Zivilcourage zu zeigen. «Ich rannte um den Block herum, von den schreienden Personen aber keine Spur mehr.» Was ist passiert?
Kurz darauf des Rätsels Lösung. Anna F. sieht auf der Türe des längst geschlossenen St. Galler Hotels Ekkehard einen Hinweis: «Szenarioraum.» Alles nur eine Übung also!
Polizei: Schüsse waren Übungsmunition
«Man erwartet von den Leuten Zivilcourage und verbreitet mit solchen Aktionen Schrecken und Panik!», empört sich Anna F. weiter.
Es ist nicht das erste Mal, dass Polizisten und Rettungskräfte beim Ekkerhard üben. Vor Monaten war das Hotel gar mit einem «Sperrzone»-Band abgesperrt.
Stadtpolizei-Sprecher Dionys Widmer bestätigt auf Anfrage von BLICK: «Ja, wir haben am Donnerstag an der Rorschacherstrasse eine Übung durchgeführt.» Zum ausgelösten Schrecken erklärt er, dass man die Anwohner sehr wohl informiert habe. Schliesslich würden dort seit längerer Zeit Übungen stattfinden.
Entschuldigung ausgesprochen
«Speziell an der heutigen Übung war, dass wir nicht wie sonst mit klar erkennbaren Polizeiautos oder Absperrbändern vor Ort waren», sagt Widmer weiter. Zudem bestätigt er, dass es Hilferufe gab und dass mit Übungsmunition geschossen wurde.
BLICK wollte wissen, wieso man denn beim Notruf eines Anwohners nicht sofort Entwarnung gab. Der Polizeisprecher Widmer antwortet: «Die Person konnte nicht genau sagen, woher die Hilferufe kamen. Daher haben wir zur Abklärung eine zivile Einheit losgeschickt. Den Anrufer haben wir später über den Einsatz aufgeklärt und uns für die Umstände entschuldigt.» (pma)
* Name von der Redaktion geändert