Die Einführung des Corona-Zertifikats in der Ostschweiz verläuft harmonisch. Die Kantonspolizeien in St. Gallen und dem Thurgau betonen gegenüber Blick, dass es bislang zu keinerlei Einsätzen in diesem Zusammenhang gekommen sei.
Bloss: Beide Korps kontrollieren nicht selbst. «Wir sind keine Corona-Polizei», sagt St. Gallens Kapo-Sprecher Florian Schneider. «Unsere Leute rücken nur aus, wenn sie angefordert werden. Die Kontrolle selbst ist Sache der Gemeinden.» Doch die scheinen ebenfalls keinen grossen Elan an den Tag zu legen.
Fitnesscenter krebst trotz Ankündigung zurück
Aber auch der Widerstand scheint sich in Grenzen zu halten. So verspricht ein Fitnesscenter seinen Besuchern im Raum Flawil SG, die Pflicht nicht umzusetzen. «Keine Spaltung. Keine Covid-Zertifikate, weder jetzt noch später!» steht im Eingangsbereich. «Auch bei uns gilt die Zertifikatspflicht», macht der Betreiber auf Nachfrage geltend. «Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen, den Zettel wegzunehmen.» Ob dem so ist, bleibt offen.
Auch das Restaurant Traube in Sennwald SG wurde noch nicht kontrolliert, obwohl die Wirte Susanne (50) und Lorenz Kugler (51) ihre Beiz zur coronafreien Zone erklärt haben. Ein Augenschein vor Ort zeigt, dass die Umsetzung der Zertifikatspflicht sanft ausgefallen ist. Aber: Sie wird umgesetzt.
Sanfter Boykott in Sennwald – Schliessung in Berneck
«Wir wollen niemanden diskriminieren. Deshalb werden alle Gäste, egal ob geimpft oder ungeimpft, nur noch draussen bedient», sagt Susanne Kugler. Der Entscheid sei erst kurzfristig gefallen. «Ich habe zwei Töchter und Enkelkinder. Daher will ich niemanden mit hohen Bussen oder gar einer Schliessung belasten!»
Einen anderen Weg geht das Gasthaus Brauerei in Berneck SG. Es schliesst nach 52 Jahren gleich ganz. Der Sohn des dortigen Wirtepaars ist SVP-Nationalrat Mike Egger (29). Er erklärt: «Meine Eltern wollen in ihrem letzten Jahr vor der Pensionierung nicht langjährige Gäste wegen der Zertifikatspflicht aussperren!»