Mit einer Leiter bewaffnet schritt Hans Fässler (64) heute Morgen vor dem Hauptsitz der Raiffeisenbank in St. Gallen zur Tat. Der kürzlich pensionierte Kanti-Lehrer hat eine eigene Tafel angefertigt, um gegen die Ereignisse der letzten Monate zu protestieren.
Konkret: Fässler ist gekommen, um das Schild auf dem Raiffeisenplatz umzutaufen. «Friedrich Wilhelm Raiffeisen würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was man aus seiner Bank gemacht hat», lautet die mitgebrachte Aufschrift.
«Ausschlag gab das Gebaren von Herrn Vincenz»
«Wütend und enttäuscht» sei er gewesen, als er die Protestaktion ausgeheckt habe. «Den Ausschlag gab letztlich das Gebaren von Herrn Vincenz mit seinem feudalen Lebensstil samt Helikopter-Reisen», erklärt Fässler. Die Genossenschaftsbank habe in den letzten Jahren ihre Werte aufgegeben, sei mittlerweile eine Bank wie jede andere, findet der einstige SP-Regionalpolitiker.
Als er zur Tat schreitet, bleibt es fast schon irritierend ruhig. Sicherheitskräfte schreiten keine ein. Aber Raiffeisen-Mitarbeiter beobachten die Aktion aus der Entfernung neugierig, während sie an ihren Zigaretten ziehen. Einige grinsen gar in Fässlers Richtung.
Er will das Schild zurück
Dieser hat die Hoffnung, dass das modifizierte Schild noch einige Zeit auf dem Raiffeisenplatz stehen darf. «Wenn man es abnehmen würde, könnte man es auch als Mahnmal im Hauptsitz aufhängen. Irgendwo ist da neben all der Kunst sicher noch eine Wand frei», schlägt Fässler vor.
Ein Schraubenzieher kommt bei Fässlers sanftem Protest übrigens nicht zum Zug. Sein Schild ist nur aufgeklebt, lässt sich entsprechend leicht auch wieder entfernen. «Ich habe doch keine Lust, deswegen ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung am Hals zu haben», sagt Hans Fässler.
Auf der Rückseite hat Fässler auch seine Kontaktdaten angegeben. Denn: Falls die Raiffeisen das Schild nicht mehr haben will, hätte er es gerne zurück.
Bei der Raiffeisen hat man mittlerweile reagiert, wie Mediensprecher Dominik Chiavi zu BLICK sagt: «Wir haben die Stadt St. Gallen über die Aktion informiert und das Schild in Absprache mit den Behörden entfernt.» Nun werde man das Gespräch mit Hans Fässler suchen. Denn: «Wir werden ihm das Schild wie gewünscht zurückgeben.»