«Die Wiederansiedlung der Luchse in der Nordostschweiz ist eine Erfolgsgeschichte», sagt Dominik Thiel, Leiter Amt Natur, Jagd und Fischerei. Zwischen 2001 und 2008 sind zwölf Luchse vom Projekt Luno ausgesetzt worden.
Dank Fotofallen konnten im letzten Winter 15 selbständige Luchse und drei Jungtiere im Aussiedlungsgebiet zwischen Zürich und Rheintal nachgewiesen werden. Jäger meldeten fünf weitere Jungtiere im Kanton St. Gallen.
«Die Ostschweiz bietet den Luchsen gute Lebensräume und genügend Nahrung», sagt Thiel. «Deshalb lassen sie sich hier nieder und bekommen Junge.» Im Gegensatz zum Wolf nimmt der Mensch die versteckt in den Wäldern lebenden Luchse kaum wahr. «Er ist gut getarnt und hält sich von der Zivilisation fern», sagt Thiel.
Abschuss von Reh und Gämsen geht zurück
Anders liegt der Fall für die Jäger: Seit sich der Luchs niedergelassen hat, ist zum Beispiel im Sarganserland und im Werdenberg der Abschuss von Gämsen und Rehen deutlich zurückgegangen.
«Es ist klar, die Bedürfnisse des Luchses haben Vorrang», sagt Thiel. «Solange der Luchsbestand
zunimmt, sind wir nicht an der Kapazitätsgrenze angekommen. Der Luchs ist jetzt da, wir müssen nun mit ihm umgehen.» Diese Haltung bereitet den St. Galler Jägern keine Freude: «Selbstverständlich haben wir grundsätzlich nichts gegen den Luchs», sagt Rolf Domenig, Vorstand der Revierjagd St. Gallen. «Doch im Moment haben wir eine Überpopulation, der Luchs hat keine natürlichen Feinde.»
«Wir wollen eine sinnvolle Luchsdichte in unserem Gebiet, eins bis zwei Luchse pro 100 000 Quadratmeter. Zurzeit ist es aber das Doppelte.» Die Jäger im Kanton St. Gallen haben nicht vor, den Luchs abzuschiessen, doch sie wollen ihn reduzieren: «Man müsste ihn einfach umsiedeln können, zum Beispiel nach Deutschland», sagt Domenig.