Um neue Länder und Sitten kennenzulernen, entschied sich Roland Biefer (59) aus St. Gallen vor zwei Monaten, mit seinem Wohnmobil und Hund Rocky in den Kosovo zu reisen. Er wollte dort bei seinem früheren Arbeitskollegen Bislim Shabani in der Gemeinde Vitia im Südosten des Landes ein paar Tage verbringen. Mehrere Jahre hatten die beiden in der Schweiz als Gerüstbauer zusammengearbeitet, sich immer hervorragend verstanden. Bis Shabani in seine Heimat zurückkehrte.
Bislim Shabani: «Roland war stets interessiert, was den Kosovo angeht. Und ich habe ihm gesagt, dass meine Tür immer für ihn offen stehe, wann immer er Zeit und Lust habe, den Kosovo zu besuchen.»
Aus Tagen wurden Wochen
Am 7. März traf der St. Galler, der seit einem Sturz von einem Gerüst IV-Rentner ist, in Vitia ein. «Ich wollte die Bergorte im Kosovo besuchen», sagt er zum Kosovarischen TV-Sender «Kohavision». Doch kaum erreichtedie Corona-Pandemie auch den Kosovo, waren Wanderungen nicht mehr möglich – genau so wenig wie eine Weiterreise nach Montenegro oder Albanien. So wurden aus den paar Tagen schliesslich Monate.
Biefer: «Ich bin zur Schweizer Botschaft gegangen, aber dort wurde mir gesagt, ich könne nur ohne Wohnmobil und Hund zurückfliegen. Das war für mich keine Option – und so bin ich jetzt bei meinem Freund und warte, bis die Grenzen wieder öffnen.» Da er ungebunden ist, geniesst er die Zeit lieber im Kosovo als in der Schweiz. Biefer weilt oft im Garten, spielt mit Rocky oder liest. Tagsüber geht er Einkaufen, kocht etwas oder grilliert mit Freunden. Obwohl das Haus von Shabani genügend Zimmer zur Verfügung hat, schläft Biefer lieber im Wohnwagen.
«Die Menschen hier sind sehr gastfreundlich»
Als die Lage noch in Ordnung war, hatte Biefer im Kosovo eine tolle Zeit. «Die Menschen hier sind sehr gastfreundlich und lieb. Aber jetzt kann ich nicht mehr wandern. Das Einzige, was ich jetzt mache, ist einmal durch das Dorf laufen und wieder zurück.»
Sobald er seine Reisefreiheit zurückerlangt, will der Schweizer aber nicht sofort abreisen. «Dann werde ich den Kosovo weiter erkunden und noch ein paar Bergorte besuchen. Auf dem Plan steht auch Griechenland, aber erst wenn ich den Kosovo richtig entdeckt habe.» Vielleicht wolle er sich hier sogar ein kleines Häuschen bauen. «Damit ich in der Wintersaison länger bleiben kann und ein eigenes Dach über dem Kopf habe.»
Albanisch spreche er zwar nicht. Aber: «Seit dem TV-Beitrag, den das halbe Dorf hier gesehen hat, laden mich alle zum Kaffee ein. Mein Freund kommt manchmal mit und übersetzt.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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