«Er hat ein Problem mit Schwarzen!»
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Rassismus-Vorfall:«Er hat ein Problem mit Schwarzen!»

Opfer wehren sich – weil Rentner Peter Roderer (74) Rassismus-Vorfall bestreitet
«Er hat ein Problem mit Schwarzen!»

Im letzten November soll sich auf einem Rorschacher Schulweg ein rassistischer Vorfall ereignet haben. Rentner Peter Roderer wird vorgeworfen, dunkelhäutige Kinder attackiert und als «Nigger» beschimpft zu haben. Jetzt wehren sich seine Opfer.
Publiziert: 18.05.2020 um 18:57 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2020 um 21:25 Uhr
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Samuel und seine Schwestern Hellen und Christina Schneebeli (v.l.) wurden in Rorschach SG Opfer eines rassistischen Vorfalls.
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Rentner Peter Roderer (74) aus Rorschach SG wurde wegen Rassendiskriminierung und Tätlichkeiten verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, letzten November physisch auf drei dunkelhäutige Geschwister losgegangen zu sein und diese mehrfach als «Neger» beziehungsweise «Nigger» bezeichnet zu haben.

«Die haben mir das angehängt», ist der gelernte Graveur überzeugt (BLICK berichtete). «Ich bin doch kein Rassist!», findet Roderer. Er habe zwar den Buben gepackt und geschüttelt, sich aber ansonsten nur verteidigt.

Beleidigungen ausgesprochen und um sich geschlagen

Seine Opfer sehen den Vorfall komplett anders: Hellen Schneebeli (23) eilte am verhängnisvollen Tag ihren Geschwistern Samuel (11) und Christina (12) zu Hilfe. Sie sagt: «Was er gemacht hat, ist nicht menschlich. Er hat vermutlich einfach ein Problem mit Schwarzen!»

Roderer hatte sich, wie er auch selbst zugibt, daran erzürnt, dass Primarschüler Samuel auf dem Weg neben der Schule mit dem Velo unterwegs war – im Fahrverbot. Das bestreiten auch die Schneebeli-Geschwister nicht. Aber: «Samuel war zusammen mit einem weissen Buben unterwegs, den Herr Roderer überhaupt nicht angegangen ist. Er war nur auf ihn fixiert.»

Der Rentner habe sich sehr aggressiv verhalten, schildert der Bub. «Er hat gesagt, er mache mir einen Platten, wenn ich nicht absteige», so Samuel. Als seine Schwester Christina Roderer aufgefordert habe, etwas freundlicher zu sein, sei dieser schliesslich ganz ausgerastet.

Lehrer alarmierten die Polizei

Der verängstigte Samuel wird vom Rentner gepackt und in die Brust geboxt, Christina zu Boden gestossen und die intervenierende Hellen Schneebeli so fest ins Gesicht geschlagen, dass sie noch tagelang über Kieferschmerzen klagt.

Anders als vom Verurteilten behauptet seien während dieser Eskalation die rassistischen N-Wörter sehr wohl gefallen. Roderer soll sie später gar vor einer Polizistin wiederholt haben. Der Beschuldigte selbst will davon aber nichts wissen. Gegenüber BLICK spricht er von einem konstruierten Vorfall.

Mehrere Indizien sprechen dagegen: Viele Schulkinder mussten den Vorfall mit dem Wut-Opa, der eigentlich seinen Enkel abholen wollte, miterleben. «Auch Lehrer konnten es aus dem Fenster des nahen Schulhauses beobachten. Sie waren es auch, welche die Polizei verständigt haben», berichtet Hellen Schneebeli.

«Wir sind genauso Schweizer wie er!»

Roderers Vorwurf, die Verletzungen seien erst lange nach dem Vorfall ärztlich festgestellt worden, zieht ebenfalls nicht: Die Familie kann das Untersuchungsprotokoll des Hausarztes vorlegen; es wurde noch am selben Tag erstellt.

Auch die Unterstellung, ihn, Roderer, bloss auf Schadenersatz verklagen zu wollen, lassen Schneebelis nicht gelten: «Für uns war die Sache eigentlich erledigt. Obwohl wir der Meinung sind, dass er zu milde bestraft wurde.»

Doch der Rentner will die gegen ihn erlassene bedingte Geldstrafe sowie eine Busse von 750 Franken nicht auf sich sitzen lassen und hat bereits angekündigt, den Fall vor das Kreisgericht Rorschach weiterzuziehen. Und das, obwohl er zugibt, die Geschwister aufgefordert zu haben, in ihr Heimatland zurückzugehen, sollte es ihnen hier nicht passen.

«Wir sind alle hier aufgewachsen und sind genauso Schweizer wie er selbst», kontert Hellen Schneebeli.

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