Er ist bullig, trägt zwei zu einer Fussfessel zusammengebundene Kabelbinder an den Beinen und verzieht keine Miene. Der Nordmazedonier F. S.* (34) muss sich derzeit vor dem Kreisgericht Toggenburg verantworten, weil er im September 2015 in Ganterschwil SG den Slowaken A. V.* (†36) umgebracht haben soll (BLICK berichtete).
Es handelt sich um das blutige Ende einer kuriosen Dreiecksbeziehung. Zwischen den beiden Männern steht eine Frau: die Schweizerin M. W.* (43). Sie hatte, während das spätere Opfer A. V. wegen Diebstählen im Gefängnis sass, eine Beziehung mit F. S. begonnen. Als die alte Liebe wieder freikommt, zerbricht die Liaison mit dem Nordmazedonier.
Tatverdächtiger schweigt eisern
Während der wegen Mordes auf 20 Jahre Haft eingeklagte F. S. zu den Hintergründen schweigt und den Richtern nicht einmal verrät, ob er noch verheiratet oder schon geschieden ist, packt sein Schweizer Komplize M. R.* (55) aus. Er brachte den Nordmazedonier als Chauffeur zum Tatort.
«Der hat voll abgedrückt. Es war eine Hinrichtung auf offenem Feld. Und ich sass im Auto und musste alles mitansehen!», schildert R. Von ihm hatte der Angreifer auch die Tatwaffe erhalten, eine Armeepistole des Typs SIG 220.
Das ganze Magazin à neun Schuss habe S. leer gefeuert, um dann mit einem Messer auf den Sterbenden einzustechen. M. W., die Frau der Begierde, muss die Bluttat fassungslos mitansehen. Während sie den Notruf wählt, fliehen der Angreifer und sein Fahrer.
Der Schweizer Chauffeur kannte F. S. von früheren Gaunereien und will Todesangst vor ihm gehabt haben. Die Furcht sei so gross gewesen, dass er auch nach dem Mord beim Nordmazedonier geblieben sei und diesen in ein Puff in Staad SG begleitet habe.
Komplize will ausgenützt worden sein
«Im Sexclub hat er den grossen Max gemacht – mit meinem Geld!», jammert der Gehilfe. Obwohl ihm sieben Jahre Knast drohen, sieht sich M. R. komplett als Opfer. F. S. habe ihn gar zum Sex mit einer Prostituierten gezwungen.
«Ich musste das machen, sonst hätte er vielleicht auch mich umgelegt. Geniessen konnte ich es nicht», so M. R. Er stellt konsterniert fest: «Ich war einfach sein Hampelmann.»
Geht es nach dem Komplizen, liegt das Motiv für die Bluttat in der Eifersucht von F. S. Dieser habe nicht akzeptieren können, dass sich seine Angebetete für den Nebenbuhler entschieden hatte.
Die Anwälte des schweigenden Nordmazedoniers sehen die Sache allerdings völlig anders und bringen gar den Schweizer Komplizen als Killer ins Spiel.
Fortsetzung folgt am Donnerstag
Denn: Auch bei M. R. wurden Schmauchspuren festgestellt. Er könnte auf Geheiss von M. W. deren Liebhaber A. V. getötet – und F. S. die Schuld dafür in die Schuhe geschoben haben, so die wirre These.
Alle Beweisanträge in diese Richtung schmettert das Gericht allerdings diskussionslos ab. Die Verhandlung wird am Donnerstag fortgesetzt.
* Namen der Redaktion bekannt