Neue Details zur Kriminalakte von Bodybuilder Reto F. (43)
Hausabwart legte dem Kraft-Paket das Handwerk

Mit Pseudonymen und fingierten Briefkastenschildern soll Reto F. sich Onlinelieferungen im sechsstelligen Bereich ergaunert haben. Nun werden neue Details zur Kriminalakte des Bodybuilders bekannt.
Publiziert: 01.11.2019 um 22:56 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2022 um 17:56 Uhr
Reto F. soll mit den Fake-Bestellungen im Internet während Monaten seinen Lebensunterhalt bestritten haben.
Foto: keystone
Marco Latzer

Monatelang ging Reto F.* im Internet auf Shoppingtour – ohne seine Rechnungen zu bezahlen. Der Bodybuilder aus Niederbüren SG zockte im grossen Stil 30 teils namhafte Anbieter wie Zalando, Nespresso und Qualipet ab. Der angerichtete Schaden soll im sechsstelligen Bereich liegen (BLICK berichtete).

Seine mit über 100 Pseudonymen getätigten Onlineeinkäufe lässt sich der Muskelmann stets in öffentliche Geschäftshäuser und Therapiezentren ausliefern. Jetzt zeigt sich: Genau das wurde ihm zum Verhängnis.

Doch kein perfekter Bschiss

An einer dieser rund 15 Adressen sticht dem Abwart plötzlich ein unbekanntes Namensschild an einem zuvor freien Briefkasten ins Auge, das F. für den Empfang seiner Sendung angebracht hatte.

Nur darum soll Reto F. der Polizei ins Netz gegangen sein – auch wenn die St. Galler Staatsanwaltschaft den genauen Ablauf offenlässt. «Es gingen verschiedene Hinweise gegen den Beschuldigten ein», sagt Mediensprecherin Beatrice Giger.

Sie bestätigt, dass am Wohnort des Beschuldigten «zahlreiches mutmassliches Deliktsgut beschlagnahmt wurde». Oder wie es eine andere Quelle formuliert: «Reto F. betrieb in seiner Wohnung einen regelrechten Kleiderladen!» Die Schadensumme soll sich auf über 300'000 Franken belaufen!

Wohnung war voller Onlinewaren

Vom Lieferbschiss dürften auch seine inzwischen per Strafbefehl verurteilte Freundin Maya G.* (25) und weitere Personen aus dem Umfeld von F. profitiert haben.

«Damit er seine Schulden bei mir nicht zahlen musste, versuchte er mehrfach, mich mit Kaffeemaschinen und anderem Kram abzuspeisen», sagt auch Bschiss-Opfer D.S.** Der VW-Fan bestellte bei Reto F. im Jahr 2015 Felgen im Wert von rund 4500 Euro – ohne jemals eine Lieferung zu erhalten. S. legt BLICK Chat-Protokolle vor, in denen der Bodybuilder seinen Gläubiger immer wieder vertröstet.

«Weil ich hartnäckig war, hat F. seine Schulden jahrelang abgestottert. Die letzte Rate kam kurz vor seiner Verhaftung in diesem Sommer», so S. Andere Tuningliebhaber hätten mit Reto F. weniger Glück gehabt.

Reto F. soll auch VW-Fans geprellt haben

Es hätten sich noch rund 15 weitere Autofans bei ihm gemeldet, die dem Ostschweizer Geld für niemals gelieferte Reifen, Felgen und Fahrwerke gegeben hätten.

Ob diese teils länger zurückreichenden Betrugsvorwürfe im aktuellen Strafverfahren ebenfalls zum Tragen kommen, lässt die St. Galler Staatsanwaltschaft offen.

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D.S. bestellte bei Bodybuilder Reto F. (43) im Jahr 2015 exklusive Felgen und bezahlt für seine Bestellung 4500 Franken.
Foto: Zvg

Sie bestätigt dagegen, dass Reto F., der inzwischen im Gefängnis den vorzeitigen Strafvollzug angetreten hat, wegen Vermögensdelikten bereits einschlägig vorbestraft ist. Es gilt die Unschuldsvermutung.

* Name geändert

** Name bekannt

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