Seit Monaten beschäftigt das Schicksal von Marija Milunovic aus Sargans SG Behörden, Medien und die Bevölkerung. Vor vier Tagen liess das Migrationsamt die 17-Jährige nach Serbien ausschaffen (BLICK berichtete).
Mitarbeitende des St. Galler Migrationsamt haben via Soziale Medien gar Morddrohungen erhalten (BLICK berichtete). Fredy Fässler, St. Galler SP-Regierungsrat rechtfertigt sich im heutigen «Tagblatt»: «Mir wird vorgeworfen, ich agiere in diesem Fall überhart. Ich muss mich aber an die Rechtsordnung halten, und diese ist klar.» Er stehe zudem hinter seinen Mitarbeitern. «Sie erfüllen ihre Aufgaben rechtmässig und geniessen mein vollstes Vertrauen.»
Es liege kein «Härtefall» vor, sagt Fässler zum «Tagblatt». «Marijas Eltern haben bei ihrer Scheidung entschieden, dass sie beim Vater aufwachsen soll. Erst später wollten sie die Tochter in die Schweiz holen.» Allerdings müsse der Anspruch auf Familiennachzug bei Kindern über zwölf Jahren innert zwölf Monaten geltend gemacht werden. Diese Frist sei verpasst worden. «Zudem erfüllte ihre Mutter die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht: Sie bezog Sozialhilfe und hatte Schulden.»
Marija tut ihm leid
«Natürlich tut mir Marija leid», sagt Fässler zum «Tagblatt». Auch weil sie sich Mühe gegeben habe, Deutsch zu lernen und sich zu integrieren. «Ich kann jedoch nicht willkürlich entscheiden, nur weil in diesem Fall ein medialer Hype entstanden ist.»
Es sei genau geprüft worden, ob Marija bei ihrem Vater gut aufgehoben sei. Laut einem Bericht der zuständigen serbischen Sozialbehörde ist der Vater «bereit und in der Lage, seine Tochter aufzunehmen». Ausserdem habe er während der Dauer des Aufenthalts von Marija in der Schweiz stets Kontakt zu seiner Tochter gehabt.
Marija selbst hatte gegenüber dem St. Galler Migrationsamt davon gesprochen, ihr Vater habe sie misshandelt. «Die Akten zeichnen aber ein anderes Bild», sagt Fässler.
Polizeieskorte nicht übertrieben
Abgeholt wurde Marija schliesslich bei sich zu Hause (BLICK berichtete), danach wurde sie in Ausschaffungshaft gesteckt. Bereits einen Tag später sass sie im Flugzeug nach Serbien. Doch war dieser Polizeieinsatz verhältnismässig? Ja, sagt Fässler im «Tagblatt». «Wir haben wiederholt mit Marija und ihrem Anwalt gesprochen und sie auf die Pflicht zur Ausreise hingewiesen.» Passiert sei aber nichts. Das Ziel sei es gewesen, dass sie die Schweiz freiwillig verlasse. Die letzte Konsequenz sei deshalb die Ausschaffung mit Unterstützung der Polizei gewesen. (stj)