Er sitzt einfach da, fast schon apathisch. Seine Taten gibt Urs L.* (47) im Gerichtssaal unumwunden zu. Ihm wird Mord und zweifacher Mordversuch vorgeworfen. «Ich habe das Ganze nicht mehr realistisch gesehen. Da hat es mich verjagt!», sagt der Angeklagte. Wegen eines Nierenleidens musste L. seine Arbeit als Landwirt aufgeben. Auch seine Frau verliess ihn. Seinen Betrieb samt Wohnhaus musste er seinem Vater Fridolin (†84) zurückverkaufen.
Mit Armeerevolver auf Bauer geschossen
Im Februar 2015 dreht er deshalb in seinem Heimatort Walde SG durch: Der Täter verabredet sich zunächst mit Guido A.* (41), dem neuen Pächter seines einstigen Hofs. L. befürchtet, dass ihm dieser in der Familie den Rang ablaufen könnte. Ausschlaggebend für die Tat soll ein von A. bewusst liegen gelassenes Stromkabel gewesen sein. Nach einem belanglosen Gespräch eröffnet der IV-Rentner plötzlich das Feuer! Mit einem alten Armeerevolver schiesst er mehrfach auf den Pächter, trifft den flüchtenden Guido A. am rechten Oberarm. «Ich war im Wahn», sagt L. ohne Gefühlsregung.
Urs L. attackierte sein Elternhaus mit dem Vorschlaghammer
Danach fährt der Täter zu seinem Elternhaus. Vor der Türe trifft er auf seine Stiefmutter Maria L.* (†82). Die Frau will noch vor ihm flüchten, doch Urs L. schlägt mit einem Vorschlaghammer drei Mal brutal von hinten auf ihren Kopf ein. Das Opfer sackt tödlich getroffen zusammen. «Ich habe den Schlegel genommen und geschlagen.» Danach geht er ins Hausinnere, wo Papa Fridolin gerade eine Zeitung liest. Auch ihm schlägt er mit dem Hammer heftig auf den Kopf. «Aber nur einmal, würde ich meinen», so der Brutalo-Sohn. Der Vater liegt wochenlang im Koma und muss künstlich ernährt werden. Ein halbes Jahr später verstirbt er an einem Tumor.
Nach der Tat ging er in die Pizzeria
Nach seinem Amoklauf geht Urs L. in einer Pizzeria essen, ehe er sich widerstandslos verhaften lässt. In der Verhandlung von gestern geht es vorwiegend um seinen Geisteszustand. Staatsanwalt Kaspar Good fordert 20 Jahre Haft mit anschliessender Verwahrung. Weil ein Gutachten dem Mann eine hohe bis sehr hohe Rückfallgefahr bei voller Schuldfähigkeit attestiert. «Er wollte die Störenfriede auf ‹seinem› Hof gezielt eliminieren», so Good.
Der Betroffene hofft dagegen auf eine Therapie: «Das, was passiert ist, ist schrecklich. Das möchte ich aufarbeiten.» Sein Verteidiger, Ständerat Paul Rechsteiner, lässt in der Verhandlung eine Therapeutin befragen, die eine wesentlich günstigere Prognose stellt. Er fordert, dass das Gericht ein neues Gutachten in Auftrag gibt. Das Urteil wird schriftlich eröffnet.
*Namen der Redaktion bekannt