Miteigentümer des Raduner-Areals in Horn TG klagt an
«Die Gemeinde hat meine Warnung ignoriert!»

Unternehmer Reto Peterhans hat die Gemeinde Horn vor der Brandgefahr auf dem Raduner-Areal gewarnt. Das beweist ein Brief, der Blick.ch exklusiv vorliegt.
Publiziert: 07.08.2015 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:31 Uhr
Ein Drohnen-Bild zeigt das komplette Ausmass der Zerstörung.
Foto: Hardy Buob
Von Valentin Schneeberger

Am Bodenseeufer in Horn TG sieht es aus wie in einem Kriegsgebiet. Das Raduner-Areal liegt in Schutt und Asche. Am Montag sind hier mehrere alte Industriegebäude in Flammen aufgegangen (Blick.ch berichtete). Und während die Brandexperten weiterhin nach der Ursache des Infernos suchen, erhält die Geschichte jetzt neuen Zündstoff.

«Der Brand hätte verhindert werden können», ist Reto Peterhans überzeugt. Dem Unternehmer gehört das 10'000 Quadratmeter grosse Grundstück auf dem westlichen Teil des Areals, das die Flammen weitgehend verschont haben. «Wir haben die Gemeinde auf die Brandgefahr in den benachbarten Hallen hingewiesen. Doch sie hat nichts unternommen.»

Kein Durchkommen für die Feuerwehr

Als Beweis legt er Blick.ch einen Brief vom 13. September 2012 vor. Darin beschreibt er die «unhaltbaren Zustände» in den Hallen, die vom Brockenhaus G'Wunderland als Lager genutzt wurden – und wo der Brand gemäss ersten Erkenntnissen der Ermittler ausgebrochen ist.

Diese seien «komplett mit brennbarem Unrat, Abfall und Trödlerwaren verstellt und vollgestopft», schreibt Peterhans. Diese chaotische Deponie stelle eine Gefahr «in untolerierbarem Ausmass» dar. Im Brandfall gebe es für die Feuerwehr kein Durchkommen.

Den Brief schickt Peterhans damals an die Eberhard Bau AG. Ihr gehört das mittlerweile abgebrannte West-Areal. Eine eingeschriebene Kopie geht an die Gemeindeverwaltung Horn. Doch nichts passiert. Nach einer Woche hakt der Unternehmer bei der Eberhard Bau AG per E-Mail nach. Eine Antwort bleibt aus. Auch von der Gemeinde hört er nichts mehr.

Gemeindeammann bleibt stumm

Erst als er das kantonale Amt für Feuerschutz telefonisch über die Zustände auf dem Nachbarsgrundstück informiert, kommt der Ball endlich ins Rollen. «Am 5. Oktober teilte mir der Feuerschutzbeauftragte der Gemeinde Horn am Telefon mit, dass er sich die Situation zusammen mit einem Experten vom Kanton anschauen werde.» Doch danach herrscht wieder Funkstille. «Ich weiss nicht, ob die Besichtigung überhaupt stattgefunden hat», sagt Peterhans verärgert.

Blick.ch fragt auf der Gemeinde nach. Doch Gemeindepräsident Thomas Fehr will keine Auskunft geben. Er deutet zwar an, das Schreiben von Peterhans erhalten zu haben. Stellung nehmen will er aber nicht. «Kein Kommentar.»

Das Raduner-Areal

Das 44'000 Quadratmeter grosse Roduner-Areal liegt an bester Lage direkt am Bodensee. Von 1905 bis 1989 veredelte hier die Firma Raduner Textilien. Sie beschäftigte zeitweise bis zu 500 Mitarbeitende. Allerdings ist der Boden des Areals teilweise mit Chemikalien belastet. Nach der Schliessung der Firma Raduner verfügte der Kanton Thurgau im Jahr 2006 eine Sanierung. Dagegen wehrte sich Raduner erfolglos bis vor Bundesgericht. 2014 ging das Unternehmen Konkurs.

Heute gehören drei Viertel des Raduner-Areals dem Bau- und Recyclingunternehmen Eberhard Bau AG mit Sitz in Kloten ZH. Das Unternehmen wäre bereit, die Altlasten auf seiner Parzelle auf eigene Kosten zu beseitigen. Danach will Eberhard das Areal mit Wohnungen überbauen.

Doch langwierige Rechtsverfahren blockierten diese Pläne bisher. Die baufälligen Baracken und Hallen blieben auf der Industriebrache stehen. Laut dem Gemeindepräsidenten von Horn, Thomas Fehr, hätten sie demnächst abgerissen werden sollen. Genau diese Gebäude standen am Montag in Flammen.

Die übrigen 10'000 Quadratmeter auf der westlichen Seite des Raduner-Areals gehören einem Unternehmer und sind an Gewerbebetriebe vermietet. Diesen Teil des Areals verteidigte die Feuerwehr gegen den sich ausbreitenden Brand.

Das Raduner-Areal in Horn war Mitte 2014 auch ein Thema im Thurgauer Grossen Rat. Ein SVP-Grossrat aus dem benachbarten Arbon stellte der Regierung kritische Fragen zur verworrenen Situation um die Industriebrache. (SDA)

Das 44'000 Quadratmeter grosse Roduner-Areal liegt an bester Lage direkt am Bodensee. Von 1905 bis 1989 veredelte hier die Firma Raduner Textilien. Sie beschäftigte zeitweise bis zu 500 Mitarbeitende. Allerdings ist der Boden des Areals teilweise mit Chemikalien belastet. Nach der Schliessung der Firma Raduner verfügte der Kanton Thurgau im Jahr 2006 eine Sanierung. Dagegen wehrte sich Raduner erfolglos bis vor Bundesgericht. 2014 ging das Unternehmen Konkurs.

Heute gehören drei Viertel des Raduner-Areals dem Bau- und Recyclingunternehmen Eberhard Bau AG mit Sitz in Kloten ZH. Das Unternehmen wäre bereit, die Altlasten auf seiner Parzelle auf eigene Kosten zu beseitigen. Danach will Eberhard das Areal mit Wohnungen überbauen.

Doch langwierige Rechtsverfahren blockierten diese Pläne bisher. Die baufälligen Baracken und Hallen blieben auf der Industriebrache stehen. Laut dem Gemeindepräsidenten von Horn, Thomas Fehr, hätten sie demnächst abgerissen werden sollen. Genau diese Gebäude standen am Montag in Flammen.

Die übrigen 10'000 Quadratmeter auf der westlichen Seite des Raduner-Areals gehören einem Unternehmer und sind an Gewerbebetriebe vermietet. Diesen Teil des Areals verteidigte die Feuerwehr gegen den sich ausbreitenden Brand.

Das Raduner-Areal in Horn war Mitte 2014 auch ein Thema im Thurgauer Grossen Rat. Ein SVP-Grossrat aus dem benachbarten Arbon stellte der Regierung kritische Fragen zur verworrenen Situation um die Industriebrache. (SDA)

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