Am 27. März 2018 kam es auf dem Schiessplatz Wichlen im Kanton Glarus zu einem tragischen Unfall: Bei einer Schiessübung mit einem 8,1-Zentimeter-Minenwerfer wurden vier Rekruten der Infanterie-RS verletzt – zwei von ihnen wurden von der Druckwelle weggeschleudert, zogen sich dank ihrer Schutzausrüstung jedoch nur leichte Verletzungen zu. Die Handverletzung einer dritten Person wurde vor Ort verarztet.
Der vierte Rekrut hatte weniger Glück. Die herumfliegenden Teile des Rohrs trafen den jungen Mann, der in einem Duro-Lastwagen mit geöffneter Tür sass, im Gesicht (BLICK berichtete). Er musste daraufhin mit Verletzungen an Kiefer, Schädel und Zähnen ins Spital. Über eine Woche lag er auf der Intensivstation.
Verdacht auf fahrlässige Körperverletzung
Jetzt kommt raus: Der Unfall ist vermutlich auf eine Fehlmanipulation zurückzuführen. Das schreibt die Militärjustiz in einer Mitteilung. Die Ermittlungen zeigten, dass sich im Rohr des Werfers eine nicht gezündete Granate befand, diese von der Geschützmannschaft jedoch nicht bemerkt wurde. Also legte man eine zweite Wurfgranate ins Rohr, die die erste somit auf den Zündstift im Rohrboden drückte. Im Anschluss wurden die Treibladungen gezündet. Weil die obere Granate den Wegflug der unteren Granate behinderte, baute sich im Minenwerfer-Rohr ein Überdruck auf, der dieses zerbersten liess.
Nun müssen sich die beiden leichtverletzten Rekruten, die von der Druckwelle weggeschleudert wurden und eine dritte – zum Zeitpunkt des Unglücks unverletzt gebliebene – Person vor der Justiz verantworten.
Gegen diese Mitglieder der Geschützmannschaft besteht der Tatverdacht auf mehrfache fahrlässige Körperverletzung, Missbrauch und Verschleuderung von Material sowie auf Nichtbefolgung von Dienstvorschriften.
Aus diesem Grund hat der Untersuchungsrichter gegen die Männer die Eröffnung einer Voruntersuchung beantragt.
Rekrut muss noch mehrfach operiert werden
Material- und schiesstechnische Untersuchungen ergaben zudem, dass weder das Minenrohr einen Materialfehler aufwies, noch Wurfgranaten oder Treibladungen nicht ordnungsgemäss funktionierten.
Zum aktuellen Gesundheitszustand des schwer verletzten Rekruten äussert sich das Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) zurückhaltend. «Es geht ihm im Grossen und Ganzen entsprechend gut», sagt eine Sprecherin gegenüber BLICK. «Er hatte viele Operationen und benötigt noch weitere.» Ob der junge Mann sichtbare Narben im Gesicht haben wird, dazu will sich die Sprecherin nicht äussern. (man)
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