Die St. Galler Polizei rechnet heute mit einem Ansturm von Asylsuchenden. Schon seit Wochen kommen in der Ostschweiz Dutzende Flüchtlinge an. Laut Grenzwachtkorps sind es 100 bis 200 Flüchtlinge pro Woche. Seit gestern lässt Ungarn mit Flüchtlingen überfüllte Züge praktisch ungehindert nach Westeuropa resien.
Im sogenannten «Wiener Walzer» reisen die Asylsuchenden aus Österreich und Ungarn über Buchs SG ein. Die Polizei rechnet heute mit noch mehr Flüchlingen. Sie hat deshalb ihre Präsenz am Bahnhof Buchs verstärkt.
Wer nach Asyl frage, werde ins Empfangs- und Verfahrenszentrum Altstätten gebracht, sagte Andreas Brunner, verantwortlich für die Umsetzung des Ausländergesetzes bei der Kantonspolizei St. Gallen schon gestern.
Heute wurde bekannt, dass die Flüchtlinge auch nach Kreuzlingen TG gebracht werden können. In Altstätten hat es Platz für 176 Asylsuchende, in Kreuzlingen für 290 Flüchtlinge.
Waggons mit Flüchtlingen abgehängt
Im EVZ Altstätten arbeiten im Normalbetrieb 17 Personen vom Staatssekretariat für Migration (SEM), 14 Betreuer und 23 Securitas. Dazu kommen Personen, welche die Asylbewerber erkennungsdienstlich erfassen und medizinisch abklären. Ob heute mehr Betreuer aufgeboten wurden, um den möglichen Flüchtlingsansturm zu bewältigen, war bisher noch nicht zu erfahren.
Der erste Frühzug aus Graz (A) traf heute morgen laut dem «St. Galler Tagblatt» mit einstündiger Verspätung um acht Uhr ein. Die Polizei griff aber lediglich vier Personen in diesem Zug auf. Drei Männer und einen Bub. «Sie stammen vermutlich aus Syrien», sagte Polizeisprecher Hanspeter Krüsi.
Sie seien in Buchs zum Polizeiposten gebracht worden – zur Überprüfung der Identität und Abnahme der FIngerabdrücke.
Der «Wiener Walzer» aus Budapest war in Salzburg (A) geteilt worden. Die Polizei vermutete in diesem die meisten Flüchtlinge. Der erste Zugsteil erreichte um 10 Uhr den Bahnhof Buchs. Darin griff die Polizei drei Flüchtlinge aus Bangladesch und drei Syrer auf. Die Polizei schrieb ihnen eine Registrationsnummer auf die Hand.
Um 12 Uhr 15 traf der zweite Teil des «Wiener Walzer» in Buchs ein. Darin war nur eine Familie mit zwei Babys, die in der Schweiz Asyl suchen. Rund 50 Medienschaffende begleiteten die Familie auf den Polizeiposten.
SEM: Deutschland weiter wichtigstes Zielland
Das SEM kann nicht sagen, wieviele Personen voraussichtlich eintreffen werden. «Wir gehen aber derzeit davon aus, dass die Route über das zentrale Mittelmeer und Italien für die Schweiz bestimmend bleibt», sagt Sprecherin Sibylle Siegwart.
Diese Route werde dieses Jahr etwa ähnlich genutzt wie 2014. «Die Informationen, die uns zurzeit vorliegen zeigen, dass Deutschland nach wie vor das wichtigste und grösste Zielland bleibt für Migrantinnen und Migranten, die über die östliche Route nach Europa gelangen.»
Das SEM erhöhte bereits im Frühling und Frühsommer die Bettenzahl in den Bundeszentren von rund 2400 auf 3100 und traf die nötigen Vorbereitungen in den Bereichen Registrierung und Erstbefragung.(btg)