Thomas Steiner hätte die Hundeboxen für den Bus benötigt, mit dem er in die nächste Schlittenhundesaison starten wollte. Janet Baumbach (48) hätte für ihren Labrador Oskar (11 Monate) ein sicheres Plätzchen in ihrem Kofferraum schaffen wollen. Und Graziella Wyss (54) bestellte nicht nur zwei Hundeboxen, sondern auch zwei Schubladen, vier Ventilatoren und eine Stossstangenabdeckung für ihre beiden belgischen Schäferhunde Danger (10) und Ianky (4).
Sie alle bestellten eine Massanfertigung bei der Firma Alumax in der Ostschweiz. Doch trotz der Vorauszahlungen von mehreren Hundert bis mehreren Tausend Franken lieferte Firmeninhaber Martin T.* (41) meist nicht. Die drei BLICK-Leser sind nicht die einzigen Geprellten: Auf dem neunseitigen Betreibungsauszug erscheinen fast dreissig Privatkunden – dazu noch zahlreiche Lieferanten und Behörden, bei denen Alumax ebenfalls in der Kreide steht.
Die SRF-Sendung «Kassensturz» hatte bereits Anfang 2019 über die Firma berichtet. Schon damals leisteten zahlreiche Kunden ihre Zahlungen auf Vorkasse – und erhielten keine Hundebox. Gegenüber der Sendung versprach Martin T. damals: «Ich werde keine Zahlungen im Voraus mehr entgegennehmen.» Jetzt zeigt sich: alles leere Versprechungen.
Professionelle Website, persönlicher Kontakt
Janet Baumbach, die Alumax um einen Betrag von 594 Franken betrieben hat, sagt zu BLICK: «Ich fiel auf ihn herein, weil mir seine Website sehr professionell vorkam.» Sogar ein von Alumax ausgestattetes Polizeiauto ist auf den Fotos zu sehen. Baumbach sagt: «Es schien alles so vertrauenswürdig, auch der persönliche Kontakt mit Martin T. war sehr professionell.»
Bei der Offerte verhält sich Martin T. stets zuvorkommend. Die kommt schnell, das Auto wird ausgemessen, dann wird ein Liefertermin abgemacht. Auch Graziella Wyss, die auf fast 2500 Franken Rückzahlung wartet, berichtet: «Er war sehr nett, versprach damals, die Hundebox bis im November fertigzustellen.»
Ausreden über Ausreden
Doch der Liefertermin verstreicht jeweils. Wochen und Monate vergehen, oft herrscht Funkstille. Wenn Gläubiger Martin T. konfrontieren, präsentiert er diverse Ausreden: «Er sagte mir, es fehle ein letztes Teil, das nicht geliefert wurde», so Wyss. «Dann leitete er mir ein E-Mail weiter, bei dem es um Material-Zoff mit einer deutschen Firma ging.» Auch andere Kunden erhielten dieses E-Mail. Mal steckten die benötigten «letzten Teile» in der Türkei fest, mal war der Brexit schuld, später die geschlossenen Grenzen. Zudem spielte Martin T. mehreren Kunden vor, er hätte die Hundebox fertiggestellt und einem Transporteur übergeben – der aber untergetaucht sei.
Nur: So oft kann ein und derselbe Fahrer nicht untertauchen, wie Martin T. das erzählt hatte. Der Alumax-Chef sagt zu den Vorwürfen gegenüber BLICK: «Diese Geschichte habe ich doch gar nie erzählt!» Er bettelt, nicht über ihn zu berichten. «Ich brauche nur noch etwas Zeit, nur ein paar Monate, dann treibe ich das Geld auf, und alle Gläubiger erhalten es zurück.» Sonst würde ihm der Konkurs drohen.
«Ein ehemaliger Mitarbeiter ist schuld»
Er habe erst seit einem halben Jahr Lieferschwierigkeiten, weil ein Lieferant abgesprungen sei und einzelne Kunden ihre Bestellungen storniert hätten, die den Beitrag im «Kassensturz» gesehen hatten. Erst als Martin T. damit konfrontiert wird, dass die Betreibungen bis ins Jahr 2018 zurückgehen, räumt er ein, schon «etwas länger» in finanziellen Nöten zu stecken. «Aber die Firma gibt es seit 18 Jahren, es lief bloss in letzter Zeit etwas schlecht. Ich kam ins Straucheln wegen eines schlechten Mitarbeiters.» Er behauptet: «Ich tue doch mein Bestes. Manche erhalten ihre bestellte Ware ja auch. Ich mache das bestimmt nicht extra, es ist einfach ein Teufelskreis.»
«Der lügt mit jedem Wort», sagt Graziella Wyss. «Das ist sein Geschäftsmodell: kassieren, aber nie liefern. Und er hat so viele Ausreden, ich kann das nicht mehr hören.» Jetzt geht sie auch strafrechtlich gegen Martin T. vor. «Ich habe bei der Polizei Anzeige wegen Betrug eingereicht. Man muss ihm das Handwerk legen. Es geht nicht nur um mich, sondern auch um andere, die sonst noch auf ihn hereinfallen.» Mindestens zwei weitere Gläubiger haben ebenfalls Strafanzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Bischofszell hat die Strafuntersuchung aufgenommen.
* Name geändert