Margrit Röthlin (86) verliert nach 38 Jahren ihre geliebte Beiz in St. Margrethen SG
Sohn stellt eigene Mutter auf die Strasse!

Das Wirten ist die grosse Leidenschaft von Margrit Röthlin. Ihr Leben. Doch nun hat ausgerechnet der eigene Sohn ihrer Leidenschaft ein Ende bereitet – und die fitte Pensionärin in St. Margrethen SG kurzerhand auf die Strasse gestellt.
Publiziert: 09.01.2020 um 21:35 Uhr
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Vom Sohn auf die Strasse gestellt: Margrit Röthlin (86) musste nach 38 Jahren das Restaurant Gallenbrunnen in St. Margrethen SG unfreiwillig aufgeben.
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Während 38 Jahren schmeisst Margrit Röthlin (86) in St. Margrethen SG das Restaurant Gallenbrunnen. Die rüstige Rentnerin gilt in der Region als lebende Institution. «Das Wirten und der Kontakt mit den Menschen haben mich fit gehalten – sowohl körperlich als auch im Kopf», sagt die Seniorin.

Trotzdem musste Röthlin im Dezember ihre langjährige Leidenschaft beenden. Unfreiwillig, wie die gebürtige Vorarlbergerin erzählt. «Mein jüngerer Sohn und seine Familie sind gekommen und haben mich mit Gewalt aus dem Restaurant geworfen, den Eingang haben sie von innen zugenagelt.»

Über Nacht wurde das Restaurant verriegelt

Alles sei rasch und ohne Vorwarnung geschehen. Quasi über Nacht, damit die im Obergeschoss lebende Wirtin ihr eigenes Restaurant nicht mehr betreten kann. «Es bricht mir das Herz, dass jetzt alles vorbei sein soll», sagt Röthlin. «Was mein Sohn gemacht hat, ist unanständig und gemein!»

Aber nicht illegal. Denn die Liegenschaft samt dem Restaurant Gallenbrunnen befindet sich im Besitz von Margrit Röthlins Sohn (56), einem Unternehmer aus dem Thurgau. Vor rund 15 Jahren hat sie das Haus an ihn abgetreten, als sie gesundheitlich angeschlagen war.

Immobilie einst den Söhnen vermacht

«Ich wollte sauberen Tisch machen, falls ich sterben sollte. Darum habe ich alle Immobilien in meinen Besitz zwischen meinen beiden Söhnen aufgeteilt», erklärt Röthlin ihren Schritt. Ein Vertrag, der die Nutzung des Restaurants regeln würde, wurde nicht abgeschlossen. Die Wirtin bestreitet in der Folge den Unterhalt der Liegenschaft selbst und bezahlt für ihre Wohnung 450 Franken pro Monat.

Den grossen Reibach macht sie damit nicht. «Meine Kundschaft ist mit mir zusammen älter geworden, viele sind inzwischen gestorben. An manchen Tagen habe ich nur noch vier oder fünf Kaffees serviert», beschreibt Röthlin ihren Betrieb. Dennoch: «Es war wunderbar, unter Leuten zu sein. Das gab meinem Leben einen Sinn!»

Handgreiflichkeiten beim Rauswurf?

Alles Geschichte. Inzwischen hat die Wirtin Strafanzeige gegen ihren Sohn erstattet. Sie wirft ihm vor, beim Rauswurf handgreiflich geworden zu sein und ihr eine Oberkörperverletzung zugefügt zu haben.

Gegenüber BLICK ist der Sprössling kurz angebunden und behauptet: «Wissen Sie, meine Mutter hat einen Vogel. Das Restaurant Gallenbrunnen ist schon seit dem Jahr 2004 geschlossen!»

Wirtepatent läuft noch bis Ende 2020

Eine glatte Falschinformation. «Das Patent ist noch gültig bis 31.12.2020», teilt die Gemeinde St. Margrethen auf Anfrage mit. Zudem kann Margrit Röthlin Kontrollberichte des Lebensmittelinspektorats vorlegen, die ebenfalls einen laufenden Betrieb belegen.

Der Sohn will mit Verweis auf mehrwöchige Ferien keine weiteren Fragen beantworten. «Ich habe ihn immer unterstützt, auch beim Aufbau seines Geschäfts. Und das ist nun der Dank! Von keinem meiner Gäste konnte ich mich verabschieden», hadert seine Mutter.

Sohn leistet sich Lamborghinis

Der Sohn habe hohe Ausgaben, unter anderem weil sich seine Familie mehrere Lamborghinis leiste, erzählt Margrit Röthlin. Es sei für sie denkbar, dass er einen zahlungskräftigen Pächter suche oder die Liegenschaft ganz verkaufen wolle.

Margrit Röthlin schluckt: «Mein Leben war so wunderbar. Und jetzt muss ich befürchten, dass mich mein Sohn auch noch aus der Wohnung wirft!»

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