Vor dem Bezirksgericht Weinfelden stand heute Nachmittag Mike T.* (30), der Mann von Natalie K.* (†27), die Anfang 2015 in Flaach ZH ihre beiden Kinder und später im Gefängnis sich selbst getötet hatte. Im abgekürzten Verfahren ging es um gewerbsmässigen Betrug und weitere Delikte.
Der Angeklagte zeigte sich reuig: «Ich schäme mich zu tiefst», sagte Mike T., der nach dem Familiendrama wieder seinen alten Nachnamen angenommen hatte, heute vor Gericht. «Ich war verzweifelt und in einen Strudel geraten.»
Das Gericht folgte der Staatsanwaltschaft und verurteilte den Mann zu 42 Monate Gefängnis.
Waren verkauft, aber nicht geliefert
Bereits kurz nach dem Tötungsdelikt vom Neujahrstag 2015 war bekannt geworden, dass das Ehepaar via Internet Waren verkaufte, aber nicht lieferte. Zudem wechselte die Familie auffallend häufig die Wohnung und hinterliess jeweils Mietschulden.
Mike T. im Gerichtssaal: «Ich lebte fernab der Realität.» Er sei unter Druck seiner Frau gestanden, erklärte der Angeklagte. Natalie K. hatte ihren Job verloren und war am Ende ausgesteuert. «Ich verdiente 3400 Franken netto. Zuvor hatten wir 10'000, meine Frau arbeitete und ich war beim Militär.»
«Erleichtert, dass es ein Ende hatte»
Anfang November 2014 wurden beide Eltern festgenommen. Das war der Anfang vom Ende. «Es war abgemacht, dass ich alles auf mich nehme, wenn die Polizei kommt», sagte Mike T. vor Gericht. «Ich war erleichtert, dass es ein Ende hatte. Sonst wäre es weitergegangen so.»
Mike T. will Verantwortung übernehmen für seine Betrügereien: Es sei alles seine Schuld. «Ich war zu stolz, um Hilfe zu holen.» Denn das hätte geheissen, er sei «unfähig, eine Familie zu ernähren». Er wolle für alle geradestehen und alles zurückzahlen.
Nach der Verhaftung der Eltern setzte die Einweisung der Kinder in ein Heim schliesslich eine Spirale in Gang, die zur Bluttat am Neujahrstag und zum Suizid von Natalie K. führte. (lzr/noo/SDA)
*Namen der Redaktion bekannt