Kishi B. (†21) wurde im Starbucks erstochen – sein Vater fordert
«Lasst den Mörder meines Sohnes nicht straflos davonkommen!»

Der junge Tamile Kishi B. (†21) wird im Sommer 2017 von einem schizophrenen Unbekannten im Starbucks erstochen. Weil er im Wahn handelte, soll der Angreifer straflos davonkommen. Der Vater des Opfers hofft auf die Schweizer Rechtsprechung.
Publiziert: 01.05.2019 um 22:50 Uhr
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Jung, aufgestellt, zuverlässig: Kishi B. (†21) stand vor seinem Tod mit beiden Beinen voll im Leben.
Foto: zvg
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Marco LatzerReporter Ostschweiz

Der Tod von Kishaandth B.* (†21) ist an Sinnlosigkeit kaum zu überbieten: Ein Unbekannter ersticht den jungen Tamilen im Sommer 2017, als dieser auf den Aussenplätzen der Starbucks-Filiale in der St. Galler Innenstadt sitzt (BLICK berichtete).

Die Trauer über den Verlust seines Sohnes hat Vater Murugan B.* (54) bis heute nicht losgelassen: «Ich kann das nicht verstehen. Er war doch so glücklich. Vielleicht wäre aus ihm ein Star geworden!»

Einem Schrein ähnlich sind im Wohnzimmer der Familie Pokale, Medaillen und Erinnerungsfotos aufgestellt. Kishaandth, den alle Freunde Kishi nannten, war ein begnadeter Fussballer.

Kishi B. fiel einem Wahnsinnigen zum Opfer

Nach einer Bäckerlehre in St. Gallen arbeitete er zuletzt in der Migros von Teufen AR. Der junge Mann stand mit beiden Beinen fest im Leben.

Bis zum verhängnisvollen 4. August 2017. «An diesem Tag hat ein Mörder unsere Familie kaputt gemacht. Alles, was ich verlange, ist, dass dieser Mann eine faire Strafe erhält!», sagt Murugan B. zu BLICK.

Gemeint ist der schizophrene A. V.* (44), der mit dem Velo und einem Taschenmesser in die Stadt geradelt ist, um einen Menschen umzubringen.

Den Auftrag für seine geisteskranke Mission will der gelernte Feinmechaniker von Ex-Missen und besorgten Müttern erhalten haben. Diese hätten ihm seine Zielperson, einen Verkäufer von brutalen Sexporno-Videos, genau beschrieben.

«Er gehört ins Gefängnis. Lebenslänglich!»

Stundenlang hält V. in der Folge Ausschau, um ein passendes Opfer zu finden. Fündig wird er erst, als sich Kishi B. um 17.36 Uhr mit einem Freund vor den Starbucks setzt.

Nach einem Toilettenbesuch schreitet der wirre Killer zur Tat: Mit dem Messer in der Hand stürzt sich A. V. auf Kishi und sticht mit grosser Wucht mehrmals in Hals und Oberkörper. Erst als ihm ein Passant einen Fusstritt verpasst, lässt der Angreifer von seinem Opfer ab.

Vier Tage nach der Attacke verstirbt Kishi B. an einem Kreislaufschock. «Dieser Mann ist gefährlich. Er gehört ins Gefängnis. Am besten lebenslänglich», fordert Kishis Vater Murugan B. 

Täter ist laut Gutachten nicht schuldfähig

Doch das dürfte kaum passieren: Der Mord an Kishi dürfte ungesühnt bleiben! Denn dieser handelte laut Gutachten im Wahn und war deshalb zum Tatzeitpunkt nicht schuldfähig.

A. V. soll seit 2008 an einer paranoiden Schizophrenie leiden, die sich kurz vor dem Angriff verschlimmert haben soll. Nun beantragt die St. Galler Staatsanwaltschaft vom Kreisgericht, die «schuldlose Begehung eines Mordes» festzustellen.

In der auf den 9. Mai angesetzten Verhandlung möchte die Justiz für den Angreifer eine stationäre therapeutische Massnahme anordnen. Der Vater ist empört: «Niemand hat ihn gestoppt, bevor er meinen Kishi getötet hat. Jetzt wollen sie ihn in Therapie schicken und wieder rauslassen. Das kann ich so nicht akzeptieren!»

Das Oberhaupt der Arbeiterfamilie appelliert an die Richter: «Kishi verdient Gerechtigkeit. Lasst den Mörder meines Sohnes nicht straflos davonkommen!»

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