Irrer Familienausflug mit geklautem Taxi
«Ich sah den Schlag nicht kommen»

In Rorschach SG hat in der Nacht auf Sonntag ein 38-jähriger Familienvater mit Frau und Kind einen Taxifahrer niedergeschlagen, sein Fahrzeug geklaut und einen Unfall gebaut, bei dem er zwei Gärten verwüstete. Jetzt sprechen die Opfer.
Publiziert: 24.07.2018 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:39 Uhr
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So endete die Irrfahrt der Familie, die in Rorschach ein Taxi kaperte.
Foto: Kapo SG
Céline Trachsel

Diese Nacht wird Taxifahrer Lars F.* (60) nicht so schnell vergessen: Ihm wurde sein Taxi von einer jungen Familie geklaut.

In der Nacht auf Sonntag wird Lars F. kurz nach Mitternacht an die Industriestrasse in Rorschach SG geschickt, um Fahrgäste abzuholen. Ein 38-jähriger Mann setzt sich auf den Beifahrersitz, seine Frau und ihre zehnjährige Tochter steigen hinten ein. «Kaum losgefahren, musste ich am Bahnübergang halten», erzählt der Taxifahrer. Da donnert etwas aus Richtung der Beifahrerseite gegen seinen Hinterkopf. «Ich sah den Schlag nicht kommen», sagt Lars F. und reibt sich die Stelle.

Erst am Montagmittag konnte er das Spital verlassen. Er ist sichtlich gezeichnet von den Ereignissen, trägt immer noch einen Verband am Arm, wirkt müde. «Und ich bin immer noch wütend auf den Täter», sagt er zu BLICK. Aber er betont: «Ich will jetzt nach vorne blicken und das Geschehene vergessen.»

Vergessen hat er auch, was nach dem Schlag passierte. «Ich habe ein Blackout», sagt F. Sicher ist: Die Familie klaut anschliessend das Taxi, lässt den bewusstlosen Fahrer einfach zurück. Jemand beobachtete die Szene und alarmiert die Polizei.

Spur der Verwüstung hinterlassen

Doch Lars F. bleibt nicht das einzige Opfer. Die Familie rast mit dem Taxi davon in Richtung Goldach SG. In einem ruhigen Einfamilienhaus-Quartier braust der Vater in eine Sackgasse, reisst das Steuer herum, überquert eine Garageneinfahrt, rammt ein Boot, bricht durch eine Hecke und stürzt rund zehn Meter in die Tiefe.

Dort bleibt das Taxi in einer Garageneinfahrt hängen. Zu Fuss flüchten die drei und verstecken sich im Quartier. Ein Grossaufgebot der Polizei – mit Maschinengewehren und Hunden – sucht nach ihnen und findet sie eine halbe Stunde später.

Bei der Irrfahrt wurden die Gärten von Hans B.* und Nachbarin Hilda S.* verwüstet. Hans B. schimpft: «Das ist ein grosser Ärger für uns. Jetzt werden wir alles flicken müssen und haben all den Aufwand mit der Versicherung!»

Die Action mitten in der Nacht hat er hautnah miterlebt: «Der Mann stieg aus und schrie herum wie ein Irrer. Der hatte sicher Drogen genommen, so verhält sich kein normaler Mensch. Ich denke, der wird in die Psychi gesteckt.»

Noch mehr Opfer

Auch Nachbarin Hilda S. steckt der Schock noch in den Knochen: «Ich habe immer noch zittrige Knie.» Ihr tue aber vor allem das Mädchen leid. «Ich habe sie in der Nacht noch gesehen, nachdem die Polizei ihre Eltern schnappte. Das ist so ein armes Kind.»

Ein weiteres Opfer ist zudem das Taxiunternehmen, bei dem Lars F. angestellt ist. Denn das Auto erlitt Totalschaden. «Die Polizei hat es beschlagnahmt. Ich muss nun mit der Versicherung schauen, dass ich bald einen Ersatz bekomme», sagt der Chef. Immerhin: Lars F. will ab nächster Woche wieder Taxi fahren, sagt er. «Ich kehre ans Steuer zurück, keine Frage.»

Die Familie stammt aus Österreich, wohnte aber in der Region. Die Eltern sitzen immer noch in Haft.

* Namen geändert

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