Lachend liegt Inga S.* (42) aus Wil SG zwischen ihren beiden Lieblingen Bonita (2) und Orca (5). Es ist ein Bild aus glücklichen Tagen. Denn heute, nur drei Wochen nachdem es aufgenommen wurde, sind die Hunde tot.
Ihr Frauchen liegt mit schwersten Verletzungen im Spital, kämpfte bis gestern Nachmittag um ihr Leben. Die Hilfslehrerin für behinderte Kinder wurde von ihrem eigenen Hund Orca zerfleischt.
Nie hatte es zuvor Probleme gegeben
Ingas Mann Oliver S.* (48) kann das Drama noch gar nicht fassen. «Bonita und Orca waren für uns Familienmitglieder. Wir haben gut nach ihnen geschaut, nie gab es ein Problem. Ich kann mir nicht erklären, wie so etwas geschehen konnte», sagt Oliver S., der eine Firma für Schwimmbad- und Wärmetechnik besitzt.
Dann erzählt er, was seiner Frau am Mittwoch passiert ist. «Inga ist mittags mit den Hunden spazieren gegangen. Auf einem Weg beim Sportplatz Bergholz kam ihr eine Dame mit einem kleineren Hund entgegen.» Inga S. will die Hunde anleinen. Bonita und Orca sind gut erzogen, machen links und rechts Sitz.
«Inga wollte Bonita die Leine anlegen. In dem Moment hat Orca, wie aus dem Nichts, zugeschnappt. Er hat sie zu Boden gerissen und nicht mehr aufgehört, auf sie einzubeissen. Meine Frau hat versucht, ihren Kopf zu schützen. Es war ein Kampf ums Überleben.»
Die zweite Hündin versteckt sich
Während Orca, den die Familie erst im September aus dem Tierheim holte, Inga S. angreift, versteckt sich Bonita zwischen ihren Beinen. Die Hündin kam bereits als Welpe zu Inga und Oliver S.
Erst die eintreffenden Polizisten können Orca stoppen, sie müssen das Tier erschiessen. Auch Bonita wird getötet. «Wahrscheinlich dachten die Beamten, dass Bonita ebenfalls gebissen hätte, da sie zwischen den Beinen meiner Frau lag.»
Als Oliver S. von dem schrecklichen Vorfall erfährt, fällt er aus allen Wolken. «Die Hunde waren Ingas Leben. Bevor wir Orca aus dem Tierheim holten, waren wir öfters bei ihm, haben Spaziergänge gemacht und einen Wesenstest machen lassen – obwohl diese beiden keine Listenhunde sind. Trotzdem, irgendetwas hat Orca in diesem Moment vom Kuscheltier zur Bestie werden lassen.»
Hoffen auf einen Tumor
Weshalb – es ist ein Rätsel. Oliver S. hofft, dass die Untersuchung Klarheit bringt. «Ich hoffe so sehr, dass sie einen Tumor in Orcas Kopf finden. So hätten wir wenigstens eine Erklärung für sein Verhalten.»
Die Arme und die Beine von Opfer Inga S. sind von tiefen Bisswunden übersät – plastische Eingriffe werden nötig sein. Oliver S. ist dankbar, dass seine Frau überlebt hat. «Trotzdem ist es für uns so, als hätten wir zwei Familienmitglieder verloren.»
* Namen der Redaktion bekannt