In Merkels Lieblingswintersportort Pontresina GR hält man nichts vom Skiverbot der Kanzlerin. Die Engadiner sind sich sicher:
«In Berlin leben Sie viel gefährlicher!»

Dass Deutschland den Start der Wintersaison in den Januar verschieben möchte, sorgt in der Schweiz für Unverständnis. Besonders in Pontresina, wo Bundeskanzlerin Angela Merkel seit vielen Jahren ihre Skiferien verbringt.
Publiziert: 28.11.2020 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2020 um 10:48 Uhr
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Hat 20'000 Franken in neue Trennwände investiert: Hotelier Thomas Walther (52) aus Pontresina ärgert sich darüber, dass seine Hygienekonzepte nun infrage gestellt werden.
Foto: Giancarlo Cattaneo/fotoswiss.com
Marco Latzer

Der Winter ist zwar noch blutjung, trotzdem herrschte gestern in Pontresina GR schon Betrieb. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein zieht es viele Langlauf-Enthusiasten auf die Loipe.

Obwohl es noch nicht viel geschneit hat, stehen im Oberengadin bereits 8 von insgesamt 220 Streckenkilometern der Langlaufloipen zur Verfügung. Die Frage ist bloss: Wie lange noch? Allen voran Deutschland und Italien verlangen ein Wintersportverbot bis am 10. Januar (BLICK berichtete).

Die treibende Kraft hinter diesen Plänen ist in Pontresina Stammgast: Bundeskanzlerin Angela Merkel (66) verbringt ihre Winterferien schon seit vielen Jahren hier. Mit einer Ausrüstung, die teilweise noch aus DDR-Zeiten stammen soll.

Ungewissheit verärgert Hotelier

Dass die Kanzlerin und ihre Regierung das Weihnachtsgeschäft gefährden, sorgt für Unverständnis. «Frau Merkel muss keine Angst haben», findet Hotelier Thomas Walther (52). «Unsere Hygienekonzepte haben sich seit dem Sommer bestens bewährt. In Berlin leben Sie vermutlich viel gefährlicher!»

Walther und seine Gattin führen in Pontresina das Hotel Walther in dritter Generation, bieten 95 Angestellten eine Vollzeitstelle. «Es ärgert mich, wenn während des Spiels die Regeln geändert werden», so Walther.

Was er meint: Alle Hotels haben viel Geld für Hygienekonzepte ausgegeben, schlimmstenfalls stehen sie nun trotzdem mit leeren Händen da. «Wir haben 20'000 Franken in Trennwände investiert, die erst in den nächsten Tagen geliefert werden. Gleichzeitig informieren sich deutsche Gäste nun wegen der Stornierung ihrer Buchungen. Es ist ein Irrsinn», ärgert sich Thomas Walter.

Ischgl-Vergleich nervt Bergbahnchef

Dass der Wintertourismus gestoppt werden soll, irritiert auch Markus Moser (51), Geschäftsführer der Skigebiete Corvatsch, Diavolezza und Lagalb. «Die Politiker sprechen davon, ein zweites Ischgl verhindern zu wollen. Das ist nicht fair. Die Infektionen dort gingen nicht auf die Bergbahnen, sondern das Après-Ski zurück!»

65'000 Franken hat man hier in die Schutzmasken der Angestellten gesteckt. Die Luftseilbahnen fahren pausenlos, um möglichst wenige Personen gleichzeitig zu befördern. «Keiner unserer Kondukteure, die von 8 bis 17 Uhr in der Gondel stehen, hat sich in all den Monaten mit dem Virus infiziert. Das zeigt, dass unsere Konzepte funktionieren», sagt Bahnchef Moser.

Nun stehen ungewisse Monate an – auch wenn die Schweiz die Skigebiete an Weihnachten offen lässt. «Wenn unsere deutschen und italienischen Gäste nicht einreisen dürfen, brechen uns wesentliche Einnahmen weg», so Markus Moser.

Loipen-Guru bietet Orientierung in Corona-Zeiten

Alleine im Oberengadin arbeiten im Winter 1000 Personen für die verschiedenen Bergbahnen. Oder wie es Martin Aebli (58), Gemeindepräsident von Pontresina, formuliert: «Der Tourismus ist bei uns strukturrelevant. Es gibt hier oben nicht viel anderes!»

Im Engadiner Loipen-Mekka tun sie daher alles dafür, den Gästen grösstmögliche Sicherheit zu bieten. Mit Gian Flurin Pfäffli (24) verfügt Pontresina gar über den ersten «Langlauf-Conciergen» der Schweiz! Er soll Touristen helfen, die Corona-Regeln auf dem Schnee bestmöglich umzusetzen.

Sein Geheimtipp für Kanzlerin Merkel? Loipen-Guru Flurin Pfäffli: «Ich würde ihr das Rosegtal empfehlen, da kann man anderen Menschen gut ausweichen. Vor allem ganz hinten, da ist fast niemand unterwegs.»

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