Samstagnacht in Altstätten SG. Im Rheintaler Städtchen sind Tausende Menschen unterwegs. Es ist Beizenfasnacht, die Partywütigen torkeln von Bar zu Bar. Die Kneipen sind kitschig dekoriert, junge Frauen in knappen Kleidchen servieren die Drinks.
«Das ist Brauchtum», sagt Bruno Wettstein (47). Der Chef der Büezer-Bar feiert sich durch seine fünfte Beizenfasnacht. Sieben Girls hat er dafür am Start – die meisten aus Osteuropa. «Mit den Girls ziehst du die Leute an, nur so gibt es Umsatz», erklärt Wettstein. Die goldene Regel dabei: anschauen erwünscht, anfassen verboten.
«Es braucht Nerven»
Für die jungen Ausländerinnen lohnt es sich. Anita (23) arbeitet in Ungarn eigentlich als Grafikerin. «Wir können hier in wenigen Wochen sehr viel Geld verdienen», sagt sie. Vom frühen Abend bis spätnachts bedient sie ihre Gäste mit Drinks. Ohne Probleme? «Wenn jemand betrunken ist und flirten möchte, brauchst du echt Nerven!»
Neben ihr wirbelt Tatjana Locher (22), eine Schweizerin: «An der ersten Fasnacht hatte ich noch Mühe. Jetzt zeige ich gerne, was ich habe!» In der Badi sei es ja nicht anders.
Im Beizenmekka Altstätten buhlen über 50 Lokale um die Gäste. Mitmischen will auch die Kontaktbar Sternen von Roger Zünd (40). «Wir haben eine Tabledance-Lizenz und länger geöffnet als die Konkurrenz», so Zünd. Viele Gäste – darunter auch Frauen – kommen deshalb nur vorbei, um etwas zu trinken. Der Sternen konkurriert so die anderen Beizen. Speziell für die Fasnacht hat Chef Zünd Profitänzerinnen engagiert.
Besucher kommen von weit her
Eine von ihnen ist Leila(29). Erotisch räkelt sich die Deutsche auf dem Tresen und zieht die Blicke auf sich. Sex ist bei ihr tabu. Aber Angebote gibt es unzählige: «Das ist ein Spiel mit dem Feuer. Ich flirte gerne und bin eigentlich sehr offen», sagt Leila. Warum tut sie sich die Beizenfasnacht an? «Ich möchte mich als Mental Coach selbständig machen und bin daran, Geld zu sparen.»
In der Zwischenzeit hat Miri (26) ihren BH ausgezogen – die Männer beobachten sie mit unverhohlener Faszination. Auch Benjamin (22) aus der Innerschweiz ist begeistert: «Wir sind ins Rheintal gekommen, um uns etwas Hübsches anzuschauen.» Sein Kumpel von der Guggenmusik nickt nur stumm.