Die Examen an der Universität St. Gallen (HSG) hatten für mehrere Personen unliebsame Folgen. Sieben Personen haben während der Zeit, als an der Uni die Semesterprüfungen geschrieben wurden, mit dem Coronavirus infiziert.
Bei den angesteckten Personen handelt es sich allesamt um Prüfungsaufseher, wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt.
«Nahm die Uni die Gefährdung bewusst in Kauf?»
Die HSG hatte die Ansteckungen nicht aktiv kommuniziert. Das kritisiert nun Thomas Amman, FDP-Fraktionschef im St. Galler Kantonsparlament und Mediziner. In einer Einfachen Anfrage an die Regierung will er klären, warum diese Information zurückgehalten wurde. «Heime, Schulen, Fussballvereine und andere Institutionen informieren offen über Coronainfektionen. Dass die Universität dies nicht macht, stört mich», sagt Amman im «St. Galler Tagblatt».
Amman hinterfragt auch, dass die Universität ihre Prüfungen trotz bekannter Gefahren mit Präsenzpflicht durchführen liess. «War sich die Leitung der Universität bewusst, dass sie mit der Durchführung von Präsenzprüfungen eine Gefährdung der Risikogruppen und auch der Bevölkerung in Kauf nahm?»
HSG informierte intern
Diesen Vorwurf will die Uni St. Gallen aber nicht auf sich sitzenlassen. Intern seien Studierende und Mitarbeiter sehr wohl über die Vorkommnisse informiert worden. Während der zentralen schriftlichen Prüfungen habe das Kantonsarztamt die HSG über sieben Corona-Fälle informiert. Der erste Fall sei Ende Juni aufgetreten, die weiteren Fälle Anfang Juli.
Als Reaktion auf die Ansteckungen habe man dazu aufgerufen, die Schutz- und Hygienemassnahmen konsequent einzuhalten. Den Prüfungskandidaten wurde zudem empfohlen, Schutzmasken zu tragen, schreibt die HSG-Kommunikationsstelle.
Präsenzprüfungen waren Wunsch der Studierenden
Weiter schreibt die Universität, dass das Contact-Tracing in den sieben Fällen «umgehend und problemlos» verlaufen sei. Weitere Ansteckungen oder Quarantänefälle seien nicht bekannt. Tausende von Studierenden hätten sich die Präsenzprüfungen klar gewünscht, um das Semester rechtzeitig abschliessen zu können.
Weil die Infektionskette sofort unterbrochen werden konnte, verzichtete die HSG nach Absprache mit dem Kantonsarztamt auch auf eine öffentliche Mitteilung. Auch die Staatskanzlei bestätigt das: «Aus medizinischer Sicht gab es keinen Kommunikationsbedarf.» (cat)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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