Es ging um 8000 Franken und sexuellen Missbrauch!
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Bruder in Bazenheid SG getötet:Es ging um 8000 Franken und Sex-Missbrauch

Hichem S. (31) erstach seinen Bruder Schemseddin (†33) in Bazenheid SG – Anklage enthüllt:
Es ging um 8000 Franken und sexuellen Missbrauch!

2017 kommt es in Bazenheid zu einem tödlichen Bruderstreit: Hichem S. ersticht damals Schemseddin S. Heute muss sich der Schweizer wegen vorsätzlicher Tötung vor dem Kreisgericht Toggenburg verantworten. Nun deuten sich die Hintergründe der Tat an.
Publiziert: 28.05.2020 um 07:19 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2020 um 13:20 Uhr
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Verblutet: Schemseddin S. (†33) zog sich eine tödliche Stichverletzung am Hals zu. Er starb auf dem Weg ins Spital. Tatwaffe war ein Küchenmesser.
Foto: zVg
Marco Latzer

Schwer verletzt schleppt sich Schemseddin S.* (†33) im Oktober 2017 in eine Arztpraxis in Bazenheid SG. Als er zum Empfang torkelt, drückt er mit seinen Händen auf eine schwere Halsverletzung.

Die Ärztin versucht alles, um das Leben des Patienten zu retten. Doch die Kopfschlagader von S. wurde so schwer verletzt, dass er noch auf dem Transport ins Spital stirbt (BLICK berichtete).

Teilbedingte Freiheitsstrafe gefordert

Den Täter kann die Polizei schnell ausfindig machen: Die Blutspur führt die Ermittler von der Arztpraxis zum nur wenige Meter entfernten Elternhaus des Toten. Dort war Hichem S.* (28) zuvor mit einem Messer auf seinen Bruder losgegangen.

Rund zweieinhalb Jahre nach der Tat muss sich der Schweizer heute wegen vorsätzlicher Tötung vor dem Kreisgericht Toggenburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft fordert eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 32 Monaten, von welcher der Beschuldigte zwölf Monate absitzen soll.

Der Antrag der Anklage fällt mild aus, weil die Steuerungsfähigkeit von Hichem S. laut psychiatrischem Gutachten stark eingeschränkt gewesen sein soll. Es wird eine vollzugsbegleitende psychiatrische Behandlung gefordert.

Es ging um Geld – und sexuellen Missbrauch

Den Grund für die tödliche Fehde lieferte gemäss Anklageschrift der Verkauf des Elternhauses in Bazenheid. Dieses hatten das spätere Opfer Schemseddin S. sowie zwei weitere Brüder der Familie S. (39 und 26) Mitte 2017 veräussert. Der Auszug der Eltern stand zum Tatzeitpunkt kurz bevor.

Metal-Musiker Hichem S. wird in einer entsprechenden Mitteilung des Grundbuchamts nicht erwähnt, sollte von seinem Bruder Schemseddin S. aber 8000 Franken aus dem Erlös erhalten. Weil die Begleichung noch aussteht, kommt es zur zuletzt tödlichen Aussprache im Elternhaus.

Die Anklage enthüllt auch: Das spätere Opfer soll den Angreifer im Vorfeld als Lusche und Verlierer beleidigt haben. Und ihn aufgefordert haben, endlich sein eigenes Geld zu verdienen. Schemseddin S. soll seinen jüngeren Bruder in dessen Kindheit zudem sexuell missbraucht haben.

Die Tatwaffe, ein Rüstmesser mit einer acht Zentimeter langen, gewellten Klinge, behändigte Hichem S. in der Küche. Es kam es zu einem Handgemenge. Der Vater (64) und der jüngere Bruder (26) versuchten noch, Hichem S. zu stoppen. Vergeblich.

* Namen bekannt

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