Die Vorwürfe gegen Marcel M.* (21) wiegen schwer: Die St. Galler Staatsanwaltschaft wirft dem Elektroinstallateur vor, am 30. Mai 2019 seine eigene Mutter Dora M.* (54) aus dem Fenster des Familienwohnsitzes geworfen und verprügelt zu haben.
«Ich bin noch immer schockiert und sprachlos. Die Sache macht mich einfach nur traurig», sagt die Mutter von insgesamt acht Kindern zu BLICK. Dabei soll der blutige Familienzoff in Flawil SG aus einer Nichtigkeit heraus entstanden sein.
Zoff eskaliert am hausinternen Ämtliplan
Denn: Marcel M. habe nach dem Essen das Geschirr nicht gespült und damit den hausinternen Ämtliplan mit Füssen getreten. «Er machte schon lange nur noch das, was er gerade wollte. Da entschied ich mich spontan, ihm beim Ausziehen zu helfen», erklärt Dora M. die Eskalation.
Aus Protest wirft sie den Rucksack des Filius' kurzerhand zum Fenster hinaus auf den 1,8 Meter tiefer liegenden Vorplatz. Da sei ihr Sohn durchgedreht und habe sie kopfüber aus dem Fenster zu werfen versucht. «Weil ich sportlich bin, gelang es mir, auf den Füssen zu landen», so die Mutter weiter.
Mutter landet mit Fuss auf Nagel
Doch dort landet die Familienmutter auf einem Nagel, der sich zuvor offenbar von einem Holzengel gelöst hatte: «Ich hatte ein regelrechtes Loch im Fuss. Vor lauter Schreck habe ich es aber erst später bemerkt.»
Beim Sturz zieht sich die Frau laut dem Strafbefehl des Untersuchungsamts Gossau zudem Schürfwunden am Oberarm und im Brustbereich sowie Prellungen an Unterarm und Oberschenkel zu.
Weitere Schläge am Abend?
Nur Stunden später, gegen 22.45 Uhr, soll Marcel M. seine Mutter die Treppe hinuntergestossen und mit Faustschlägen traktiert haben. «Das war, nachdem mein Mann ultimativ seinen Auszug gefordert hatte», so das Opfer. Ihr Sohn habe ihr zudem Haare ausgerissen und wie ein Verrückter im Haus randaliert.
Einzig: Der Beschuldigte selbst sieht die Sache völlig anders. «Nichts von dem ist je passiert», beteuert Marcel M. gegenüber BLICK. «Ich habe meine Mutter ganz sicher nicht aus dem Fenster geworfen und auch nicht verprügelt!»
Es habe zwar Differenzen und am späteren Abend auch ein Gerangel gegeben – mehr aber nicht. «Den Rest hat sich meine Mutter ausgedacht. Sie leidet schon seit Längerem an einer Persönlichkeitsstörung», ist Marcel M. überzeugt. Und: «Ich gehe davon aus, dass sie beim Joggen auf den Nagel getreten ist!»
Sohn spricht von «Märchen»
Umso schlimmer sei es für ihn, dass die Staatsanwaltschaft dieses «Märchen» einfach geglaubt habe. Denn M. soll nun wegen der Vorfälle unter anderem wegen versuchter schwerer Körperverletzung zu einer bedingten Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt werden. «Ich kann das nicht akzeptieren. Meine Mutter setzt mit ihren Erfindungen meine Zukunft aufs Spiel.»
Sein Anwalt habe gegen den Strafbefehl bereits Einsprache eingelegt, so M. Was bedeutet, dass der schräge Familienzwist wohl bald vor Gericht landet.
* Namen geändert