Im aktuellen Saisonheft des lokalen Fussballklubs sind die klassischen Teamfotos der Mannschaften zu finden. Eigentlich keine ungewöhnliche Broschüre, die bei allen Mitgliedern am Dienstag im Briefkasten landete. Wäre da nicht Hans R.* (†63) unverkennbar abgebildet. Der Mann erstach letzte Woche Angela F.* (†49), seine Lebenspartnerin und Mutter zweier Teenager. Danach warf sich der Täter vor den Zug.
Hans R. war im Dorf gut vernetzt – auch wenn er als ein wenig eigenbrötlerisch galt. Doch in seinen Sportvereinen ging er richtig auf: Er war früher jahrelang Juniorentrainer, konzentrierte sich dann auf seine Aufgabe im lokalen Tennisverein und kehrte im Sommer auf die Bitte seiner Fussballfreunde hin zurück, wo er eine Plausch-Mannschaft übernahm.
«Kann seither nicht mehr gut schlafen»
Der Schock im Dorf sitzt nach der Bluttat entsprechend tief. «Wir verstehen es einfach nicht», sagt sein Tennisfreund Hermann Enzler (70). «Im Tennisklub sind wir alle bestürzt, wie er so etwas tun konnte. Und es hat wirklich nichts auf diese Tat hingedeutet.»
Eine Woche vor dem blutigen Drama sei Hans R. sogar noch an einer Vorstandssitzung erschienen, wo es um die zukünftige Teilnahme an der Interclub-Meisterschaft ging. «Er diskutierte auch mit», sagt Enzler. «Auch sonst sprach er über die Zukunft, zum Beispiel darüber, dass er sich freue, dass er nur noch zwei Jahre arbeiten muss bis zur Pension.»
Der 70-Jährige ist aufgewühlt: «Wenn ich an diese Tat denke, bekomme ich Bauchkrämpfe. Ich kann seither auch nicht mehr gut schlafen.»
«Man merkte ihr nicht an, dass sie Schwierigkeiten hatte»
Vor allem fehle ihm sein Freund – genauso wie dessen Partnerin. «Es ist verrückt. Beide sind einfach weg. Wir vermissen sie.» Mit Angela F. habe Hermann Enzler ab und zu Kaffee getrunken – sie begleitete ihren Lebenspartner manchmal zu den Spielen. «Sie war eine sehr nette, hilfsbereite Frau. Man merkte ihr keinerlei Schwierigkeiten an – und ich bin einer, der sofort spürt, wenn es jemandem nicht gut geht.»
Im Dorfkafi sitzend studiert der Tennisfreund das Saisonheft des Klubs mit dem Bild von Hans R. und dem Rest des Teams. Viele davon sind bekannte Gesichter aus dem Dorf.
Versand des Saisonhefts war nicht mehr zu stoppen
Doch wieso landete das Teambild trotz des Messer-Mords und Suizid des Trainers ein paar Tage nach der Tat noch in den Briefkästen? Klub-Präsident Ernst Graf sagt zu BLICK: «Natürlich diskutierten wir im Vorstand, ob wir den Versand noch abbrechen wollen. Aber als wir von der Tat erfuhren, waren die Hefte bereits bei der Post und sollten demnächst verschickt werden.» Zudem sei noch ein katholischer Feiertag dazwischen gelegen.
Wäre es möglich gewesen, hätten sie das Foto aber am liebsten rausgenommen, so Graf. Die Tat schocke ihn sehr. «Die Betroffenheit im Verein ist riesig. Vor allem bei seiner Mannschaft.»
* Namen geändert