Auf einen Blick
- Eine Raserin filmte sich während ihrer Fahrten selbst und wurde so überführt
- Die Frau fuhr teilweise mit über 200 km/h
- Sie behauptet, das Rasen sei ein emotionales Ventil gewesen
- Die Verteidigerin fordert 18 Monate bedingte Strafe
Immer mal wieder kommt es vor, dass während Strafuntersuchungen gegen eine Person zufällig herauskommt, dass auch der oder die Klägerin jede Menge Dreck am Stecken hat.
Jüngstes Beispiel: Ein laufender Gerichtsprozess im Kanton Glarus um eine 25-jährige Frau, die ab Februar 2021 während fünf Monate auf jegliche Tempolimits pfiff und mit horrenden Geschwindigkeiten über Schweizer Strassen und Autobahnen bretterte.
Die Frau fuhr dabei jedes Mal unter dem Radar der Polizei. Erwischt wurde sie nie, wie die «Linth-Zeitung» berichtet. Einzig und allein die Tatsache, dass sich die damals 21-Jährige bei ihren Raserfahrten filmte, bescherte ihr schliesslich doch noch einen Platz im Gerichtssaal.
«Der Fall nahm dann richtig Fahrt auf»
Während einer von der Frau angestrengten Strafuntersuchung gegen ihren Ex-Freund fielen die Filmchen in die Hände der Polizei. «Der Fall nahm dann richtig Fahrt auf», resümierte die Staatsanwältin vor dem Glarner Kantonsgericht.
Denn die Liste der Raserdelikte, die von der Staatsanwaltschaft zusammengetragen worden sind, kann sich definitiv sehen lassen. Anfang April 2021 jagte die Angeklagte mit satten 199 km/h über die Autobahn in Wädenswil ZH.
Ende April folgte der nächste Streich auf der Autobahn in Bilten GL. Auch dieses Mal setzte sich die Frau über jegliche Verkehrsregeln hinweg und raste mit 207 km/h über den Asphalt.
Rasen, um «die Emotionen hinauszulassen»
Bis Ende Juli drückte die Frau noch vier weitere Male zu fest aufs Gas. So bretterte die Frau Anfang Juni wieder über die Autobahn in Bilten. Dieses Mal gar mit 211 km/h. Ende des Monats stellt die Angeklagte auf der Autobahn in Lachen SZ mit sage und schreibe 238 km/h ihren persönlichen Raser-Rekord auf. Eine Fahrt, die die Angeklagte jedoch bestreitet. Die letzte Tour führte die 25-Jährige schliesslich nach Thalwil ZH, wo sie mit Tempo 206 die Gegend unsicher machte.
Aufgrund der Beweislage hat die Frau denn auch die Mehrheit der Fahrten vor dem Kantonsgericht gestanden. Sie sei in der Zeitspanne, in der die Raserdelikte fielen, in einer «emotionalen Phase» gewesen, die mit ihrem Ex-Freund zu tun gehabt hätte, sagte die Frau dem Gericht laut der «Linth-Zeitung».
Das Rasen sei für sie eine Art Ventil gewesen, «die Emotionen hinauszulassen». Sie habe sich dabei «krass» gefühlt und letztlich nach Anerkennung gesucht. Dass sie die Gefahren unterschätzt habe und ihr Verhalten «nur dumm» war, sei ihr heute bewusst. Sie habe seither keine Delikte mehr begangen und ihr ganzes Leben geändert, beteuert die Frau.
Unfall mit Sportwagen gebaut
Zu den nicht bestrittenen Fahrten sagt die Verteidigerin, sie hätten jeweils nur einige Sekunden lang gedauert. Nachdem die Videoaufnahmen abbrächen, sei auch das Tempo wieder gedrosselt worden. Zudem seien die Strassen- und Verkehrsverhältnisse stets gut gewesen. «Niemand wurde gefährdet», einzig und allein die Raserin selber, so das Fazit der Verteidigerin, die eine Gefängnisstrafe von 18 Monaten bedingt beantragt hat.
Laut ihrer Anwältin habe sich die angeblich geläuterte Raserin heute «klar von hochmotorisierten Fahrzeugen distanziert». Eine Aussage, die bezweifelt werden darf. Immerhin soll die Angeklagte erst vor wenigen Wochen einen Unfall mit einem Sportwagen gebaut haben, wie die «Linth-Zeitung» berichtet. Der Grund laut Polizeimeldung: «mutmasslich aufgrund überhöhter Geschwindigkeit». Die Strafe für die Raserin steht noch aus. Das Urteil wird erst noch verkündet.