Gemeinderat von Sennwald SG zeigt Marcello N. (43) jetzt doch an
Griff der Leiter des Skandal-Altersheims auch in die Kasse?

Als Leiter des Altersheims Forstegg in Sennwald Marcello N. fuhr der diplomierte Betriebswirtschafter den bis dahin rentablen Betrieb innerhalb von nur vier Jahren an die Wand. Der Gemeinderat wollte ihn damals nicht anzeigen. Jetzt der Sinnungswandel.
Publiziert: 22.01.2020 um 20:34 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2020 um 15:47 Uhr
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Anzeige und Betrugsvorwürfe: Marcello N. leitete während rund vier Jahren das Altersheim Forstegg in Sennwald SG.
Foto: zVg
Marco Latzer

Jahrelang konnte Ex-Heimleiter Marcello N.* (43) im Altersheim Forstegg in Sennwald SG schalten und walten, wie er wollte: Der diplomierte Betriebswirtschafter fuhr den wirtschaftlich rentablen Betrieb innerhalb von nur vier Jahren komplett an die Wand!

N. blähte den Apparat des Altersheimes massiv auf, stellte langjährige Mitarbeiter auf die Strasse und heuerte stattdessen Familienmitglieder und enge Freunde an. Als die Reserven von 2,4 Millionen Franken verpulvert waren, fälschte der Heimleiter kurzerhand die Bilanzen, indem er rund 600'000 Franken an Lohnkosten fälschlich als Guthaben verrechnete (BLICK berichtete)!

Hat Marcello N. in die Altersheim-Kasse gegriffen?

Nur: Obwohl Straftaten im Raum standen, verzichtete der Gemeinderat von Sennwald im letzten Jahr noch auf eine Strafanzeige. «Wir haben von einer Anzeige abgesehen, weil wir N. ein solches Verfahren nicht zumuten wollen», sagte Gemeindepräsident Peter Kindler (64) damals BLICK.

Der Sinnungswandel in dieser Sache erst Monate später: Wie der Gemeinderat von Sennwald jetzt doch mitteilt, wird er Marcello N. und dessen Frau (41) nun doch noch wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung, Veruntreuung, und Urkundenfälschung bei der Justiz zur Anzeige bringen.

Denn bei einer vertieften Prüfung durch ein Revisionsbüro sollen weitere «Unregelmässigkeiten» ans Tageslicht gekommen sein. Im Raum steht nun auch der Verdacht, dass Familie N. Altersheim-Gelder zu privaten Zwecken abgezweigt hat! Die Rede ist von unbelegten Bank- und Kassenbezügen durch das Ehepaar.

Gemeinde rechnet mit sechsstelligem Schaden

«Die Schadensumme inklusive Folgekosten beläuft sich auf rund 100'000 Franken und wurde bereits vorsorglich den Versicherungen angemeldet», heisst es dazu in einer Mitteilung der Gemeinde.

Für BLICK war der Sennwalder Gemeindepräsident Peter Kindler nicht zu erreichen. Am Vormittag hiess es, er sei wegen Sitzungen unabkömmlich. Am Nachmittag wurde Kindler plötzlich als krank gemeldet. Anrufe beim inzwischen mit seiner Familie ins Tessin umgezogenen Marcello N. blieben ebenfalls unbeantwortet.

* Name geändert

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