Gemeinde will klauenden Feuerwehr-Chef decken
In Horn brennt es lichterloh

Er zockte seine Gemeinde bei Soldzahlungen und beim Treibstoff ab – und flog auf. Seinen Job als Kommandant ist Bruno V. zwar los, angezeigt wird er aber nicht. Einheimische reagieren erzürnt.
Publiziert: 24.03.2017 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:11 Uhr
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Bruno V. wurde als Kommandant der Feuerwehr in Horn TG abgesetzt.
Foto: Stephanie Seliner
Marco Latzer

Noch vor anderthalb Jahren wurde er im Dorf als Held gefeiert. Feuerwehrkommandant Bruno V.* löschte mit seinen Kameraden aus Horn TG den Grossbrand auf dem Raduner-Areal (BLICK berichtete). Seit letzter Woche ist alles anders. «Kommandantenwechsel bei der Feuerwehr Horn», titelt die Gemeinde in einer Mitteilung.

Hinter der harmlosen Überschrift verbirgt sich Pikantes: Bruno V. hat als Feuerwehr-Boss Sold und Treibstoffgelder in die eigene Tasche abgezwackt. Sein Amt ist er damit los. Aber: Die Gemeinde verzichtet auf eine Strafanzeige. Da Bruno V. das geklaute Geld in Raten abstottern werde, entstehe der Gemeinde schliesslich kein finanzieller Schaden, so die abenteuerliche Begründung. Die Höhe des Deliktbetrags? Geheim!

Unverständnis bei den Bürgern

Dieses Vorgehen sorgt im Dorf für Kopfschütteln. Die Einheimischen vermuten eine Sonderbehandlung für den abgesägten Kommandanten. «Wenn ich im Dorfladen klaue, habe ich auch eine Anzeige am Hals», sagt eine Rentnerin zu BLICK.

Eine Dame an der Seepromenade fordert: «Ich erwarte eine anständige Information der Gemeinde und eine aufrichtige Entschuldigung dieses Herrn!» Den Bürgern ist das Thema zu heiss, keiner will namentlich genannt werden. 

Das Schweigen der Beteiligten

Auch Gemeindeammann Thomas Fehr (55) gibt BLICK einen Korb – offiziell aus Termingründen. Am Telefon sagt er: «Lesen Sie die Regionalzeitung, da steht alles drin, was wir zu sagen haben!» Angeblich hat die Gemeinde für ihre umstrittene Mitteilung sogar einen Kommunikationsberater angeheuert.

Jetzt will niemand mehr etwas sagen. Auch Bruno V. nicht. Bei der Kontaktaufnahme von BLICK erbittet er Bedenkzeit. Dann meint er, er müsse sich mit der Gemeinde absprechen. Schliesslich sagt er ab. Wurde ihm ein Maulkorb verpasst? Klar ist: Eine Entschuldigung an die Bürger bekommt BLICK von Bruno V. nicht zu hören.

Droht jetzt eine Anzeigenflut?

Dabei droht der Ärger sowieso. «Da hier der Verdacht auf Begehung eines oder mehrerer Offizialdelikte besteht, wird die Staatsanwaltschaft die Eröffnung einer Strafuntersuchung von Amtes wegen prüfen», sagt Generalstaatsanwalt Hans-Ruedi Graf zu BLICK. Ausserdem hat jeder Horner Bürger das Recht, auf dem Polizeiposten selber Anzeige zu erstatten.

Die Geheimniskrämerei von Bruno V. und der Gemeinde dürfte sich deshalb kaum auszahlen.

*Name der Redaktion bekannt

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