«Wir stehen vor einem Scherbenhaufen»
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Gemeinde verweigert Patent:Wirtepaar «charakterlich ungeeignet»

Gemeinde Grub SG verweigert Patent
Wirtepaar für Restaurant «charakterlich ungeeignet»

Ein Wirtepaar hatte noch vor einer Pachtzusage das Eröffnungsfest im «Hirschen» in Grub SG geplant. Die Gemeinde wollte die 49-Jährige und ihren Freund aber nicht willkommen heissen und erteilte ihnen eine Abfuhr – weil sie «charakterlich ungeeignet» seien.
Publiziert: 16.07.2020 um 10:08 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2020 um 07:13 Uhr
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Das Restaurant Hirschen in Grub SG hätte am Wochenende wieder öffnen sollen.
Foto: Google maps

Seit einem Monat steht der «Hirschen» in Grub SG leer. Nun wurde endlich ein neues Pächterpaar gefunden. Am Wochenende hätte die Wiedereröffnung des Restaurants mit einer «Aatrinkete» und Livemusik gefeiert werden sollen.

Doch daraus wird nun doch nichts. Die Gemeinde machte der 49-Jährigen und ihrem Partner einen Strich durch die Rechnung und verweigerte ihnen das Patent.

T-Shirts schon gedruckt

Ein Tiefschlag für das Paar. «Das hat uns das Herz gebrochen», sagt die 49-Jährige zum «St. Galler Tagblatt». Für das geplante Eröffnungsfest habe sie bereits 2500 Franken bezahlt. «Die T-Shirts mit der Aufschrift ‹Hirschen Grub› sind schon gedruckt», sagt sie. Die Vorfreude war gross.

Doch warum erteilte die Gemeinde der Frau, die nach eigenen Angaben seit ihrer Jugend im Service arbeitet, und ihrem Partner, der in einem Altersheim Chefkoch war, eine Abfuhr?

Die Zeitung berichtet über Gerüchte im Dorf, dass die Frau, die bereits in Rorschach SG ein Lokal betreibt, in finanziellen Schwierigkeiten stecke. Ausserdem hat ihr Freund, wie sie der Zeitung selbst sagt, einen Strafregistereintrag wegen Alkohol am Steuer. «Das passiert doch jedem einmal», verteidigt sie ihren Freund.

Im Brief der Gemeinde steht offiziell: «Charakterlich nicht geeignet.»

«Wenn Alkohol im Spiel ist, könnte das ein Knackpunkt sein»

Gemeindepräsident Roger Hochreutener räumt ein, dass es sich um einen seltenen Fall handelt – kann aber nicht auf die Hintergründe der Absage eingehen. Er sagt dem «Tagblatt»: «Die meisten Leute mit einem schwierigen Hintergrund reichen gar nicht erst einen Antrag ein. In der Regel wissen sie, dass das nicht gut geht.»

Der Präsident der Gastro St. Gallen, Walter Tobler, ist überrascht, dass das Paar noch vor einer offiziellen Zusage ein Fest geplant hatte. Obwohl es durchaus ungewöhnlich sei, dass die Gemeinde einem Pächter kein Patent erteile. «Wenn Alkohol im Spiel ist oder gar eine Verschuldung, könnte das ein Knackpunkt sein.»

Für die 49-Jährige und ihren Freund ist der «Hirschen» nun endgültig Geschichte. Sie bleibe bei ihrem Lokal in Rorschach. Rekurs einlegen will das Paar nicht. Die Frau befürchte, dass die Turnvereine ausbleiben würden, wenn man die Gemeinde gegen sich habe.

Die Suche nach einem «charakterlich geeigneten» Pächter für die Beiz geht nun von vorn los. (man)

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