Ganz schön bünzlig!
So lebten die Thurgauer Mafiosi

Sie haben Kinder, lieben Fussball und sind Vereinsmitglieder: Die Mafiosi leben wie gewöhnliche Thurgauer. Bei wenigen gab es Anhaltspunkte, dass sie mehr waren.
Publiziert: 10.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 06:40 Uhr

Am Dienstagmorgen um 4.30 Uhr klingelte im Thurgau die Polizei an 12 Haustüren. Mutmassliche Mitglieder einer ’Ndrangheta-Zelle wurden festgenommen. In einer ersten Einvernahme widersetzten sich alle bis auf einen einer Auslieferung nach Italien. 

Laut italienischen Medien handelt es sich um Männer im Alter zwischen 37 und 73 Jahren, fast alle stammen aus dem Dorf Fabrizia in Kalabrien. Viele wohnen schon seit über 40 Jahren in oder in der Nähe von Frauenfeld TG.

Versicherungs- und Vorsorgeberater

Wie leben Mitglieder der mächtigsten Mafia Europas, wenn sie gerade nicht ihre kriminellen Fäden spinnen? Gewöhnlicher als man meinen würde: Die meisten sind verheiratet und haben mindestens ein Kind, arbeiten in Frauenfeld und der näheren Umgebung.

Dies anscheinend oft im Dienstleistungssektor: Ein Verhafteter arbeitet bei einer grossen Schweizer Versicherung, ein anderer Mafia-Verdächtiger seit mehreren Jahren als Vorsorgeberater.

Milan gegen Juve

Eine Leidenschaft, welche die Männer teilen, ist – natürlich – der Fussball. Nur in Sachen Lieblingsmannschaft scheiden sich die Geister: Einige jubeln für Juventus Turin, die anderen für AC Milan. 

Oder sie sind gleich selber aktiv im Fussball: So gibt es unter den Verhafteten einen, dessen Firma eine Seniorenmannschaft sponsert. 

Gold und schnelle Autos

Geld ist dann, abgesehen vom bescheidenen Bürgerleben der meisten, doch noch ein Thema: Etwa beim Verhafteten, der interessiert ist am Goldhandel und für eine entsprechende Firma in England arbeitet. Ein anderer trieb im Thurgau Handel mit schnellen Sportwagen: Porsche Cayenne, Boxter, S-Klasse – alles im Angebot. 

Auch wenn sie in Frauenfeld leben, scheinen sie noch stark mit ihrer Heimat verbunden: Fabrizia heisst das 2000-Seelen-Dorf in Süditalien, ein bekanntes Mafianest.

Unter den Verhafteten gibt es Einwanderer, aber auch jüngere Secondos, die in der Schweiz geboren sind. Auf Facebook zeigen sie gerne Bilder vom Ausgang in den Clubs der Umgebung oder in Zürich. (kmm)

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