Ganterschwil SG verkaufte zu viel Land
Paar bangt wegen Grundbuch-Pfusch um Hypothek

Die Gemeinde Ganterschwil liess Walter Utiger und Monika Dörig mehr Land kaufen, als eigentlich erlaubt wäre. Als der Schwindel nach über einem Jahrzehnt auffliegt, schreiten die Behörden zur Tat. Und lösen einen gewaltigen Streit aus!
Publiziert: 07.09.2018 um 20:30 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2024 um 16:55 Uhr
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Gewaltiger Ärger: Walter Utiger und Monika Dörig stehen im Clinch mit den Behörden. Ein Teil ihres Grundstücks in Ganterschwil SG soll entgegen ihrem Wunsch dem bäuerlichen Bodenrecht unterstellt werden.
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Die Freude über ihr Idyll im Grünen ist Walter Utiger (62) und Monika Dörig (59) vergangen. 2006 kaufte sich das Paar einen ehemaligen Bauernhof in Ganterschwil SG. Damit sie als Auto-Fans endlich genügend Platz haben, um ihre Fahrzeuge abzustellen.

Doch jetzt herrscht Frust: «Weil es die Behörden verbockt haben, ist der vor 12 Jahren unterschriebene Kaufvertrag plötzlich null und nichtig!», hadert Utiger. Er könne das kaum glauben. 

Utiger/Dörig kauften 1000 Quadratmeter zu viel

Bei einer Schätzung des Grundstücks kam raus, dass das Paar zu viel Land besitzt! Das bäuerliche Bodenrecht (BGBB) schreibt vor, dass nichtlandwirtschaftlich genutzte Parzellen in der Landwirtschaftszone höchstens 1000 Quadratmeter umfassen dürfen. Zu diesen darf man dann noch die Flächen der Gebäude addieren.

Berücksichtigt man dies bei Utiger und Dörig, hätten diese maximal 1500 Quadratmeter Grundstücksfläche kaufen dürfen. Doch das Paar besitzt jetzt satte 2500 Quadratmeter! Wie ist so etwas möglich?

Der heute pensionierte Grundbuchverwalter der Gemeinde Ganterschwil hält in den amtlichen Dokumenten fest, das Geschäft sei nicht dem bäuerlichen Bodenrecht unterstellt!

«Kompetenzen überschritten und Machtfülle ausgedehnt!»

Es handelt sich um Ex-Gemeindepräsident und Kantonspolitiker Othmar Gerschwiler (69). «Er hat Kompetenzen überschritten und seine Machtfülle ausgedehnt», ärgert sich Roger Peterer, Leiter des St. Galler Landwirtschaftsamtes.

Peterers Behörde ist es, die im Kanton eigentlich zu entscheiden hätte, was dem bäuerlichen Bodenrecht unterstellt ist. Man sei übergangen worden, klagt er nun.

Schon in der Vergangenheit mussten in der unterdessen mit Bütschwil fusionierten Gemeinde «Altlasten» bereinigt werden. Spontan, so Peterer, könne er sich an vier Fälle im 1200-Seelen-Ort erinnern. 

Ex-Dorfkönig schiesst zurück

Othmar Gerschwiler selbst ist sich keiner Schuld bewusst und hält sein Vorgehen noch immer für korrekt. Er sagt: «Wir haben diese Entscheide damals im Gemeinderat als Gremium gefällt.» Juristisch sei ohnehin alles verjährt.

Er fände es «pingelig und peinlich», dass es in Bütschwil-Ganterschwil nun einen Grundbuchverwalter gebe, der Leute beim Kanton anschwärze. «Der plagt die Leute regelrecht. Und es beschwört erst noch Rechtsstreitigkeiten!», findet Gerschwiler.

Der Konter aus dem Gemeindehaus lässt nicht auf sich warten: «Es gehört zur täglichen Arbeit eines Grundbuchverwalters, bei Grundbuchgeschäften die vorgeschriebenen Bewilligungen einzuholen», sagt der angesprochene Reto Holenstein. Der Vorwurf sei unangebracht.

Paar leidet unter Behördenfehler

Unter dem Hickhack leiden nun Walter Utiger und Monika Dörig: «Wenn unser Grundstück plötzlich viel weniger wert ist, fürchten wir um unsere Hypothek!» 

Die Optionen sind mühsam: Das Land behalten und dem bäuerlichen Bodenrecht unterstellen, was einen Wertverlust bedeuten könnte. Es für den Landwirtschaftspreis von rund acht Franken pro Quadratmeter verkaufen oder den Rechtsweg beschreiten.

Immerhin: «Ich bin gerne bereit, mit Herrn Utiger und Frau Dörig an einen Tisch zu sitzen und nach einer vernünftigen und fairen Lösung zu suchen», sagt Amtschef Roger Peterer. Fortsetzung folgt.

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