Die Schwedin Greta Thunberg (16) schwänzt seit Monaten jeden Freitag die Schule. Hashtag: #FridaysForFuture. Sie demonstriert damit für eine Reduktion des CO2-Ausstosses. Inzwischen hat sie weltweit Nachahmer gefunden. Auch in der Schweiz gingen zuletzt tausende Schüler auf die Strasse. Schwänzten dafür die Schule.
Einige Lehrer drücken gegenüber den Klima-Demonstranten ein Auge zu. Doch für viele sind die Streiks am Freitag ein Ärgernis. Der St. Galler CVP-Kantonsrat und Schulleiter Sandro Hess (43) begrüsst deshalb, dass die Klima-Demonstrationen mittlerweile auch am Samstag stattfinden. «Der Freitag darf kein fakultativer Schultag werden», sagt Hess. «Der Unterricht ist obligatorisch, Punkt.»
«Wissenschaftlich damit auseinandersetzen»
Der Schulleiter aus Altstätten SG begrüsst es, dass die Jugendlichen politisch aktiv sind und sich für den Schutz der Umwelt engagieren. «Aber diese Kundgebungen sollten sie am Samstag veranstalten. Wenn jemand nicht bereit ist, seine Freizeit für eine Sache zu opfern, dann ist es ihm auch nicht wirklich wichtig.»
Das Lernen an der Schule darf dem CVP-Politiker zufolge nicht unter dem Engagement der Jugendlichen leiden. Hess redet Klartext: «Die Jugendlichen dürfen nicht vergessen, dass sie sich vor allem auch wissenschaftlich mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzen müssen. Demonstrieren allein reicht nicht.»
Da einige Schulen im Umgang mit Klima-Demonstranten Nachsicht üben, befürchtet Hess, dass dies einige Jugendliche als Einladung zum Blaumachen missbrauchen. Ganz ohne umweltschützerische Hintergedanken. «Man muss davon ausgehen, dass einzelne Schüler die Klima-Streiks schlicht als zusätzliche Frei-Tage betrachten.» Das könne man nicht kontrollieren.
Mögliche Lösung mit Joker-Tagen
Natürlich müsse man den Schülern ein gewisses Vertrauen entgegenbringen. Doch Hess ist gleichzeitig klar, dass die Schulen unentschuldigte Absenzen auf lange Sicht nicht einfach dulden können. «Weil ich das politische Engagement der Jugendlichen grundsätzlich begrüsse, könnte ich mir auch eine Lösung vorstellen, bei der den Schülern beispielsweise eine gewisse Anzahl Joker-Tage zur Verfügung gestellt würden.» Diese könnten die Schüler dann zugunsten einer selbstgewählten Aufgabe einsetzen.
«Allerdings müssten sie dann auch eine gewisse Rechenschaft über ihr Engagement ablegen», sagt Hess. «In Form eines Berichts könnte dann etwas in den Unterricht zurückfliessen.» Die Grundvoraussetzung bleibe natürlich, dass die Jugendlichen den verpassten Schulstoff selbständig aufarbeiteten. Zudem müsste es gemäss dem Kantonsrat möglich sein, wichtige Termine – beispielsweise wenn Prüfungen stattfinden – von einer solchen Regelung auszuschliessen.