Sie ist gestylt, sieht gut aus. Doch diese Frau ist gefährlich. Schon zwei Mal verletzte Simona M.* (31) ihren Freund (36) mit einem Messer. Bei beiden Attacken lief Fussball im Fernsehen.
Gestern stand die gelernte Kauffrau wegen versuchter schwerer Körperverletzung vor dem Kreisgericht St. Gallen. Die Anklage verlangt eine Freiheitsstrafe von drei Jahren, 17 Monate davon unbedingt.
Die Vorwürfe sind happig. Am 15. Juli 2012 stritt das Paar lauthals in der gemeinsamen Wohnung. «Sie stiess dabei ein Messer mit einer Klingenlänge von 20 Zentimetern in den Unterbauch des Opfers», sagt der Staatsanwalt. Danach soll Simona M. ihren blutenden Freund mindestens zehn Minuten ins Badezimmer gesperrt haben. Auch als er «Es tut weh, es blutet!», gerufen habe, habe sie die Türe nicht geöffnet. Später brachte sie ihn doch ins Spital. Er musste operiert werden.
«Es war ein Unfall», beteuert die Angeklagte vor den Richtern. Klar, sie hätten sich gestritten. Im Fernsehen sei Fussball gelaufen. «Ich wollte gerade einen Landjäger mit dem Messer aufschneiden, als er von hinten kam, aus dem Badezimmer», sagt M. «Ich erschrak und habe ihn bei einer Drehung unabsichtlich am Bauch gestreift.» Zuerst habe sie gar nicht gemerkt, dass er verletzt war und blutete. Ins Bad habe sie ihn zudem früher am Abend gesperrt.
Bei der Befragung auf dem Polizeiposten belog sie später die Beamten. «Auf dem Weg zum Spital haben wir die Überfallgeschichte erfunden», gesteht sie gestern den Richtern. Diese Version ging so: Ihr Freund sei am Bahnhof ausgeraubt worden.
Nur zwei Monate später, am 11. September, dann der zweite Vorfall. Das Paar zoffte sich, weil Simona M. eifersüchtig war. Sie glaubte, ihr Freund habe ein Techtelmechtel mit einer Arbeitskollegin. Sie trank, rauchte Marihuana. Der Freund sass auf der Couch und schaute im TV das Länderspiel Schweiz – Albanien. Da griff sie laut Anklage zum Tomatenmesser, stach zu. Wieder musste ihr Partner notoperiert werden.
Auch hier streitet M. eine Absicht ab. «Es kam zu einem Handgemenge. Er wollte mir das Messer aus der Hand nehmen, weil ich mich umbringen wollte. Da hab ich ihn unter dem Schlüsselbein getroffen», sagt sie. «Es tut mir sehr leid, was ich getan habe. Ich wollte meinen Partner nie böswillig verletzen.»
Ihr Verteidiger verlangt 18 Monate, davon 9 Monate unbedingt. Das Urteil steht aus. Wie auch immer es ausfällt, M. muss nicht mehr ins Gefängnis. Nach der Untersuchungshaft musste sie während eines Jahres in eine stationäre Therapie. Seit ihrer Entlassung ist sie im vorzeitigen Massnahmenvollzug. Das bedeutet, sie muss regelmässig in eine ambulante Psychotherapie und darf weder Alkohol trinken noch Marihuana rauchen.