Das Leben von Fredi Indermaur (†83) nimmt Mitte Mai ein jähes Ende – und durchkreuzt seinen letzten Wunsch. Als er mit dem E-Bike die Kriessernstrasse in Altstätten SG überqueren will, übersieht er einen Lastwagen mit Anhänger. Trotz Vollbremsung und Ausweichmanöver trifft ihn die Chauffeuse (23) frontal. Der Senior stirbt noch an der Unfallstelle.
Der Tod hat ihn von einem wichtigen Vorhaben abgehalten: Indermaur wollte sein Haus samt Weideland (7000 Quadratmeter, Wert: 150'000 Franken) der Tierschutzstiftung Zellweger Animal Foundation vermachen. «Nur drei Tage vor dem Unfall sassen wir zusammen im Garten und haben darüber gesprochen», erinnert sich Tierschützerin Edith Zellweger (65).
Der Termin sei Notar war schon abgemacht gewesen, sagt Zellweger. «Fredi Indermaur sagte mir, dass er jetzt unterschreiben wolle. Sowohl den Erbschaftsvertrag als auch den Vorsorgeauftrag.» Die Tierschützerin plante bereits, auf dem riesigen Areal einen kleinen Gnadenhof für gerettete Tiere aufzuziehen. Doch heute sind die Dokumente nur noch wertloses Papier.
Erben wollen Kasse machen
Denn Zellweger hat die Rechnung ohne die beiden erbberechtigten Brüder von Indermaur gemacht. Diese wollen das Areal schnellstmöglich zu Geld machen. Zellweger schüttelt mit dem Kopf: «Schon drei Stunden nach Fredis Tod war der erste im Haus, um nach Wertgegenständen zu suchen.» Vorher hätten sich die Verwandten kaum um den Rentner gekümmert.
Fredi Indermaurs Bruder Guido Indermaur (75) bestätigt, dass er zusammen mit einem weiteren Bruder und dem Sohn von Fredis verstorbener Schwester das Erbe veräussern will. Und sagt ganz offen zu BLICK: «Ich habe in meinem Leben noch nie etwas geerbt – jetzt bin ich mal dran!»
Von einem Gnadenhof für den Tierschutz hält er nichts und sagt: «Hier gibts nichts zu verschenken! In drei Monaten bekommen wir die Erbbescheinigung. Dann verkaufen wir das Haus dem Meistbietenden.»
Die beiden Indermaur-Brüder schrecken vor nichts zurück. Weil der verstorbene Rentner auch ein langjähriger Freund der Tierschützerin war, wollte sie seine Urne bei einer kleinen Gedenkstätte in ihrem Garten platzieren. «Sie verlangten 20 Franken für seine Asche», sagt Zellweger fassungslos.
Für alles verlangt die Verwandtschaft Geld
Auch die fünf Schafe des verstorbenen Rentners kauft Zellweger den Brüdern ab. «Ich bot ihnen den Schlachtpreis. Sie nahmen das Geld, obwohl die Schafe ihnen noch gar nicht offiziell gehören», sagt die Tierschützerin. Auch Indermaurs Hund Apollo (8) ist jetzt bei ihr.
Dass der ganze Besitz von Fredi Indermaur jetzt verhökert und aufgelöst wird, stört Zellweger massiv: «Ich hätte in seinem Namen etwas Sinnvolles aufgebaut. Was jetzt passiert, ist wirklich das Letzte, was sich Fredi gewünscht hätte.»